Tracking-Nachfrage auf iPhones kostet Facebook & Co angeblich Milliarden
Einer Schätzung zufolge hat Apples Tracking-Transparenz-Initiative den Werbeumsatz von Social-Media-Riesen um rund 10 Milliarden US-Dollar verringert.
Apples mit iOS 14.5 eingeführtes Tracking-Opt-In drückt den Werbeumsatz großer sozialer Netzwerke. Facebook, Snap(chat), YouTube und Twitter ist durch die Änderung über die jüngsten Monate ein Umsatz von knapp 10 Milliarden US-Dollar entgangen, wie eine von der Financial Times zitierte Ad-Tech-Firma schätzt. Die vier Social-Media-Plattformen hätten in ihrem zurückliegenden dritten und vierten Geschäftsquartal rund 12 Prozent des Umsatzes verloren.
Weniger Umsatz, Aktie unter Druck
Facebook gilt als größter Verlierer durch Apples Tracking-Transparenz-Initiative. Aber auch der viel kleinere Snapchat-Betreiber Snap hatte sich jüngst nach Bekanntgabe des Quartalsergebnisses überrascht von hohen Einbußen in seinem Werbegeschäft auf iPhones gezeigt – der Snap-Aktienkurs brach im Anschluss um über 25 Prozent ein. Auch Facebook klagte jüngst wieder, Apples Änderung schmälere das Geschäft und schade anderen auf Werbung angewiesenen Firmen.
iPhone-Nutzer müssen ab iOS 14.5 von Apps erst gefragt werden, ob sie Werbe-Tracking erlauben wollen. Das lehnen Schätzungen zufolge rund 80 Prozent der Befragten ab. Apps können dann die in Apples Betriebssystem integrierte Werbe-ID (Ad-ID) nicht mehr auslesen und so einzelne Nutzer schwerer Profilen zuordnen. Werbung lasse sich so weniger zielgerichtet ausliefern und verliere dadurch ihren Wert: Bislang hätte eine Unterwäschefirma 5 US-Dollar gezahlt, um 1000 Männern in den Social-Media-Apps ihre Werbung zu zeigen, erläuterte die Ad-Tech-Firma gegenüber der Financial Times. Nun müsse das gleiche Banner 2000 Personen gezeigt werden, da nicht mehr klar sei, wer davon ein Mann ist – die Kosten für die Akquise eines neuen Kunden verdoppele sich so.
Werbeausgaben werden verlagert
Werbetreibende würden ihre Ausgaben nicht verringern, sondern nur verlagern, schreibt die Wirtschaftszeitung. Die "verlorenen" Milliarden fließen verstärkt in Werbung, die auf Android-Nutzer abzielt – sowie in Apples Werbegeschäft. Werbung sei ein wachsendes Geschäft für Apple und man habe die Chance, dies im Laufe der Zeit weiter auszubauen, so Apples Finanzchef gegenüber der Financial Times. Apple beschränkt sich derzeit hauptsächlich auf sogenannte App-Install-Ads, die im App Store angezeigt werden. Apple-Chef Tim Cook betonte jüngst gegenüber Finanzanalysten, die eigenen Kunden hätten "überaus positiv" auf die Tracking-Transparenz-Initiative reagiert.
Lesen Sie auch
Populäre iOS-Apps tracken auch nach Nutzerverbot weiter
(lbe)