Tracking-Warnung in iOS 14: Kartellbeschwerde gegen Apple in Frankreich
Apple nutze Datenschutz als "Feigenblatt" für wettbewerbswidrige Praktiken, klagen Werbeverbände. Die Beschwerde soll die Einführung der Funktion verhindern.
Werbeverbände in Frankreich machen gegen eine geplante Datenschutzfunktion von iOS 14 mobil: In einer bei der Wettbewerbsbehörde des Landes eingereichten Beschwerde werfen die Werber dem iPhone-Konzern vor, Datenschutz als Deckmantel für den Missbrauch von Marktmacht einzusetzen, wie die Financial Times am Donnerstag berichtet. Die Verbände haben die Regulierer aufgefordert, die Einführung der Funktion zu stoppen.
Zugriff auf iPhone-ID nur mit Nutzererlaubnis
App-Anbieter sollen nach Apples Plan erst eine Erlaubnis für Werbe-Tracking bei ihren iPhone- und iPad-Nutzern einholen, bevor sie auf eine eindeutige Geräte-ID (Advertising Identifier – IDFA) zugreifen können, um etwa zielgerichtete Werbung auszuliefern. Die Funktion sollte ursprünglich schon mit der Veröffentlichung von iOS 14 eingeführt werden, wurde nach massiven Protesten aus der Werbebranche von Apple aber auf Frühjahr 2021 aufgeschoben.
Apples geplante Funktion reiche über die Datenschutzgrundverordnung hinaus und behindere den Wettbewerb, führen die Werber in der Beschwerde ins Feld. Apple nutze "Datenschutzrhetorik als Feigenblatt zur Rechtfertigung wettbewerbswidriger Praktiken", zitiert die Financial Times einen Anwalt, der die Werbeverbände vertritt. Die Datenschutzfunktion zerstöre das mobile Werbegeschäft und nutze zugleich Apple: Der Konzern nehme seine eigene Werbeplattform nämlich von der Vorgabe aus und dränge Unternehmen dazu, von Werbung auf ein Abomodell umzusatteln – an dem Apple direkt mitverdienen kann.
In einer Stellugnahme gegenüber der Zeitung betonte Apple, Datenschutz sei ein "fundamentales Menschenrecht" und Nutzer müssten selbst darüber entscheiden können, welche Daten sie teilen. Die neuen Regeln würden für alle gleich gelten – auch Apple selbst.
Erstes juristisches Vorgehen gegen Apple-Neuerung
Die Kartellbeschwerde ist das erste juristische Vorgehen gegen die Tracking-Nachfrage in iOS 14. Eine Entscheidung der Regulierer, die Einführung der Funktion zu stoppen, würde nur für Frankreich gelten, könnte aber ähnliche Beschwerden bei weiteren Wettbewerbsbehörden nach sich ziehen, merkt die Wirtschaftszeitung an. Werberiese Facebook hatte die Änderung im Vorfeld als "aggressiv" bezeichnet, sie erschwere das Werbe-Targeting vor allem für kleinere Unternehmen. Google gibt sich pragmatischer: Der Konzern rät Nutzern seines Werbenetzwerks einen erklärenden Hinweis einzublenden, damit iPhone-Nutzer anschließend dem Tracking zustimmen.
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(lbe)