Tracking-Schutz in iOS 14: Facebook befürchtet Halbierung von Werbeeinnahmen

Der Social-Media-Gigant glaubt, dass sein Audience Network deutlich weniger Geld verdienen wird, weil es die Nutzer künftig schlechter verfolgen kann.

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Smartphone

Facebook-Apps auf einem Smartphone.

(Bild: dpa, Yui Mok/PA Wire/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Facebook hat Teilnehmer an seinem sogenannten Audience Network davor gewarnt, dass sie aufgrund von iOS 14 mit deutlich sinkenden Werbeeinnahmen rechnen müssen. Apple hat in seinem neuen iPhone-Betriebssystem, das im Herbst erscheinen wird, deutliche Verbesserungen beim Daten- und Tracking-Schutz vorgenommen. Laut Facebook könnte es zu einem Rückgang der Umsätze für Publisher – Inhalte- und App-Anbieter, beispielsweise – um 50 Prozent auf iOS-14-Geräten kommen.

Apple zwingt Dritt-Apps künftig, vom Nutzer eine Tracking-Erlaubnis einzuholen. Der sogenannte Advertising Identifier (IDFA) kann dadurch nicht mehr frei verwendet werden, solange keine Zustimmung vorliegt. Der IDFA ist eine eindeutige von iOS bereitgestellte Kennung, die der Nutzer zurücksetzen oder abschalten kann.

Große Werbeverkäufer wie Facebook bekommen darüber detaillierten Einblick in App-Aktivitäten von Nutzern und können etwa tracken, ob eine bestimmte Werbekampagne zu einer Installation einer App geführt hat. Facebook & Co. fürchten nun, dass viele Nutzer diese Erlaubnis verweigern, sobald sie übernhaupt mitbekommen, dass sie in Apps getrackt werden.

Facebook geht in einer Mitteilung an seine Partner sogar soweit, mitzuteilen, dass es sein könne, dass "die Nutzung des Audience Network unter iOS 14 so unwirksam ist, dass es in Zukunft gar keinen Sinn mehr machen könnte, es auf iOS 14 anzubieten". Facebook selbst scheint sich von den Änderungen überfahren zu fühlen. Der Konzern versucht zwar, seine Reklameplattform dem neuen Tracking-Schutz mit technischen Maßnahmen anzupassen, ist sich aber bewusst, dass das "ultimativ scheitern" könne.

Apple hatte für seine Datenschutzmaßnahmen in iOS 14 viel Lob bekommen. Bislang konnte man den IDFA zwar bereits löschen, doch viele Nutzer taten dies nur selten und wurden daher getrackt. Mit dem neuen Opt-in wird das Thema deutlich präsenter. Apple bekam aber auch Kritik: So wird für die eigene Werbeplattform des Konzerns inkonsequenterweise kein Opt-In eingeholt.

[Update 27.08.20 16:57 Uhr:] Facebook hat in einer Stellungnahme gegenüber Mac & i betont, es sei "angesichts der vielen unbekannten Variablen" schwierig, "die Auswirkungen für Publisher und Entwickler zum jetzigen Zeitpunkt exakt vorauszusehen". In Tests habe der Konzern eine Einnahmenrückgang von mehr als 50 Prozent bei Audience-Network-Publishern festgestellt, wenn die Personalisierung von Anzeigen entfernt werde und eine Kampagne auf die Installation von mobilen Apps abziele. "Tatsächlich könnten die Auswirkungen für das Audience Network auf iOS 14 weitaus größer sein, weshalb wir an kurz- und langfristigen Strategien arbeiten, um Publisher im Zuge dieser Veränderungen zu unterstützen", so der Social-Media-Riese. Was genau das heißt, ist noch unklar. (bsc)