Trading-App Robinhood: US-Behörde spricht höchste Strafe ihrer Geschichte aus

Insgesamt 70 Millionen US-Dollar Strafe brummt die Wertpapieraufsicht FINRA dem Neobroker Robinhood wegen einer ganzen Reihe von Verfehlungen auf.

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(Bild: TY Lim/Shutterstock.com)

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Die Trading-App Robinhood hat von der Wertpapieraufsichtsbehörde FINRA Strafzahlungen in Höhe von fast 70 Millionen US-Dollar auferlegt bekommen. Der Neobroker habe seine Sorgfaltspflichten vernachlässigt und Millionen Kundinnen und Kunden irregeführt und sogar geschädigt, erklärte die Behörde. Es handele sich um die größte Strafe, die die FINRA bislang ausgesprochen habe, was dem Umfang und der Schwere des Fehlverhaltens von Robinhood entspreche, sagte Behördenchefin Jessica Hopper.

57 Millionen US-Dollar sind laut der FINRA-Mitteilung die reine Strafsumme, 12,6 Millionen US-Dollar seien Ausgleichszahlungen inklusive Zinsen an die geschädigte Kundschaft. Zu den Verfehlungen Robinhoods zählt die Behörde unter anderem mehrere Systemausfälle zwischen 2018 und 2020, der schwerste davon im März 2020 inmitten starker Marktbewegungen. Millionen Kunden hätten währenddessen nicht handeln können und Geld verloren.

Ebenfalls hätten Millionen Nutzer irreführende und fehlerhafte Informationen von dem überaus nachlässig kommunizierenden Anbieter erhalten [–] und das, obwohl sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben habe, Finanzmärkte zu entmystifizieren und zu demokratisieren. Tausende Personen hätten zudem Zulassungen zum Optionshandel bekommen, ohne dass dies wirklich angemessen geprüft worden sei. Die dafür gedachten Zulassungs-Algorithmen Robinhoods hätte inkonsistente und unlogische Entscheidungen getroffen.

Gerade auch in besonders kritischen Aspekten habe Robinhood überhaupt nicht ausreichend über Risiken informiert und teilweise sogar falsche Zahlen in der App angezeigt wie etwa zum Kontostand. In einem besonders tragischen Fall, den die FINRA auch erwähnt, könnte dies sogar den 20-jährigen Collegestudenten Alex K. in den Suizid getrieben haben. Die App hatte kurz vor seiner Selbsttötung den falschen Eindruck erweckt, dass er sich schwerwiegend verspekuliert habe, seine Eltern haben den Broker deswegen verklagt.

Solche falschen Anzeigen habe es auch bei anderen Personen gegeben, die mit Trades in Reaktion darauf sieben Millionen US-Dollar Verluste eingefahren hätten. Nicht zuletzt habe Robinhood auch seine Pflicht ignoriert, zehntausende aufgelaufener Nutzerbeschwerden über sein Verhalten an die FINRA weiterzuleiten.

Robinhood ist in Deutschland nicht aktiv. Der Broker gilt als einer der ersten Anbieter, der mit einer Trading-App den Börsenhandel für Kleinanleger einfach und niederschwellig gestaltete – Kritiker sprechen von der Anmutung eines einladenden Smartphone-Spiels. Robinhood nimmt keine Gebühren für den Handel, sondern finanziert sich unter anderem durch das Weiterreichen von Trades an Handelsplätze und Market Maker wie den Hedgefonds Citadel, die dafür Provisionen zahlen. Das Geschäftsmodell trägt den Namen "Payment for Order Flow".

In Zusammenhang mit dieser Praktik musste Robinhood bereits Ende 2020 eine Strafe von 65 Millionen US-Dollar zahlen. Die Börsenaufsicht SEC hatte befunden, dass der Broker zwischen 2015 und 2018 sein Geschäftsmodell der Kundschaft nicht hinreichend klar dargelegt habe. Zudem seien Handelsaufträge auch zu schlechten Konditionen ausgeführt worden, obwohl das Gegenteil versprochen wurde.

Im Zuge des vor allem von Reddit aus organisierten Börsensturms gegen Hedgefonds, bei dem Aktien wie Gamestop im Mittelpunkt standen, zog Robinhood im Frühjahr auch scharfe Kritik auf sich: Die App hatte mehrere Tage lang die Kaufmöglichkeiten ihrer Kunden beschränkt. Vorwürfe wurden laut, der Broker habe leerverkaufende Hedgefonds damit unterstützt.

(axk)