Trauer um Terror-Opfer und Sorge um Vermisste

Nach den verheerenden Terroranschlägen in den USA beklagen Angehörige und Firmen die ersten bestätigten Todesfälle; viele Unternehmen bangen um vermisste Mitarbeiter.

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Von
  • Egbert Meyer

Nach den verheerenden Terroranschlägen in den USA beklagen Angehörige und Unternehmen die ersten bestätigten Todesfälle. Viele Firmen bangen noch um vermisste Mitarbeiter. Mittlerweile gab Netzwerkspezialist MRV Communications bekannt, dass ihr Finanzchef Edmund Glazer in einem der am World Trade Center zerschellten Flugzeuge ums Leben kam. Der Internet-Provider Akamai Technologies trauert auf seiner Website um seinen Co-Gründer Daniel C. Lewin, der ebenfalls in einer der beiden Maschinen saß. Lewin war 31 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und zwei Söhne.

Unter den Flugzeug-Opfern soll auch der Personalchef und ein leitender Angestellter des deutschen Unternehmens BTC Technology sein, einer Tochterfirma der Badischen Stahlwerke in Kehl. Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) sagte heute in Stuttgart, er habe einen ersten Hinweis bekommen, dass insgesamt drei Opfer aus Baden-Württemberg in den abgestürzten Flugzeugen saßen. "Wir haben relativ sichere Informationen über eine Flugbegleiterin, eine Deutsche, die in einem der Flugzeuge gesessen hat, die als Terrorwaffe benutzt wurden", sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer in Berlin. Über weitere deutsche Opfer gebe es momentan keine Erkenntnisse.

Noch keine Informationen gibt es derzeit über den Verbleib der 3500 Mitarbeiter der Investmentbank Morgan Stanley, die ihre Büros im World Trade Center hatten. Auch bei Sun Microsystems, deren Räume sich im 25. und 26. Stockwerk des World Trade befanden, gibt es noch keine Gewissheit, ob unter den rund 300 Mitarbeitern Opfer zu beklagen sind. Dagegen sollen die rund 370 Mitarbeiter der Deutschen Bank nach unbestätigten Meldungen mit dem Schrecken davongekommen sein. Zudem sind fünf nach den Terroranschlägen in New York zunächst vermisste Siemens-Mitarbeiter wohlauf.

Bei einigen IT-Unternehmen, unter anderem Microsoft und Lucent Technologies, blieben heute die Büros in Washington und New York geschlossen. Angeblich hat auch Motorola seine Niederlassung in Washington geräumt. Weiterhin ist die New Yorker Dependance des deutschen Softwarekonzerns SAP nicht zugänglich. "Unsere Büros liegen innerhalb der evakuierten Zone. Unsere Mitarbeiter sind nicht betroffen, soweit wir wissen", erklärte heute SAP-Sprecher Gundolf Moritz. Andere Firmen, deren Büros heute geöffnet haben, hätten ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft, hieß es.

Auch US-Firmen in Deutschland reagieren mit erhöhter Wachsamkeit. Der Computerhersteller Compaq stellt seinen Mitarbeitern heute und morgen frei, jederzeit nach Hause zu gehen. "Bei uns herrscht eine unvorstellbare Betroffenheit, weil natürlich viele unserer Mitarbeiter zahlreiche Kontakte nach New York haben", sagte ein Sprecher von Compaq Deutschland in München. Das Compaq-Büro in der Nähe des World Trade Centers sei direkt nach der ersten Explosion evakuiert worden, sodass sich diese Mitarbeiter rechtzeitig retten konnten.

"Wir wissen allerdings nicht, ob Serviceberater in den Towern unterwegs waren oder Mitarbeiter in den gekidnappten Maschinen saßen", sagte der Sprecher weiter. Die Münchner Zentrale werde auf der höchsten Sicherheitsstufe bewacht. Alle Beschäftigten in den USA seien noch am Dienstag per Intranet zu Blutspenden aufgefordert worden. Die Firmenleitung habe zudem angekündigt, jede Geldspende von Mitarbeitern durch Compaq-Zuzahlung zu verdoppeln.

Ebenso gilt bei Microsoft Deutschland die höchste Sicherheitsstufe. Es werde aber normal gearbeitet, sagte ein Sprecher. Zwar habe man erwogen, die Arbeit einzustellen. Allerdings sei der Angriff eindeutig auf Ziele in den USA gerichtet gewesen. Auch die deutsche Filiale des Fernsehsenders MTV in München wird seit gestern gesondert bewacht. "Wir sind froh, dass wir unsere mehrere tausend Mitarbeiter in der Zentrale in Manhattan rechtzeitig evakuieren konnten", berichtet Programmdirektor Elmar Gieglinger der Deutschen Presse Agentur.

Für Anfragen besorgter Angehöriger hat das Auswärtige Amt unter den Nummern 01888-17 46 00 sowie 030/ 5000 4600 Nottelefone eingerichtet. (em)