Trotz BenQ-Pleite rosigere Aussichten für Balda dank Touchscreens

Noch gibt sich Balda über Apples-Auftrag zur Lieferung von Touchscreens zugeknöpft. Es scheint aber, als könne das Geschäft für Balda die Wende bedeuten.

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Von
  • Thomas Strünkelnberg
  • dpa

Die Spatzen pfeifen es längst von allen Dächern: Das neue Alleskönner-Handy von Apple soll sein Herzstück – den berührungsempfindlichen Bildschirm – vom deutschen Zulieferer Balda mit Sitz in Bad Oeynhausen bekommen. Allerdings gibt sich Balda zugeknöpft. "Wir arbeiten mit Apple bei dessen iPhone zusammen", sagt Balda-Chef Joachim Gut lediglich. Ansonsten äußert sich das Unternehmen nicht. Dabei ist der ostwestfälische Hersteller ein klassisches Zulieferunternehmen – und war schon im Juli 2006 in die Entwicklung und Fertigung von Touchscreens eingestiegen.

Das Geschäft könnte die Wende für Balda nach dem BenQ-Schock bedeuten. Immerhin schoss die Balda-Aktie zunächst in die Höhe, am Mittwoch um mehr als 16,5 Prozent auf 8,80 Euro. Heute gab der Aktienkurs bis zum Nachmittag wieder um 5,45 Prozent an der Frankfurter Börse auf 8,68 Euro nach – möglicherweise eine Folge des Bekanntwerdens einer Klage des Netzwerk-Spezialisten Cisco gegen Apple. Cisco sieht die Markenrechte an dem Namen iPhone bei sich. Der Netzwerkausrüster gibt an, mit der Klage eine Nutzung des Namens verhindern zu wollen.

Dennoch könnte der deutsche Zulieferer, der vor allem Handyschalen herstellt, erstmals seit Monaten wieder vor rosigeren Aussichten stehen. Denn mit der Pleite des Handyherstellers BenQ Mobile war für Balda ein wichtiger Auftraggeber ausgefallen. Die Folge: Balda kündigte an, die Zahl seiner Mitarbeiter in Deutschland von 1600 auf 600 zu reduzieren. Drei Werke in Herford, Seelbach in Baden-Württemberg und Oberlungwitz in Sachsen sollten verkauft werden. Für das Stammwerk in Bad Oeynhausen gilt das Ziel, 250 Stellen sozialverträglich abzubauen. Ende Dezember 2006 wurde die Albea Kunststofftechnik GmbH in Seelbach an eine Investorengruppe verkauft, die 290 Mitarbeiter sollen ihre Stellen behalten, sagte Balda-Sprecher Cersten Hellmich. Über den Verkauf weiterer drei Unternehmen werde noch verhandelt.

Gleichzeitig musste Balda die Erwartungen für das Geschäftsjahr deutlich nach unten korrigieren. Operativ will Balda im Geschäftsjahr 2006 nach eigenen Angaben zwischen 10 Millionen und 15 Millionen Euro verdienen, die ursprüngliche Prognose von 48 Millionen Euro war schon zuvor auf 20 Millionen Euro gesenkt worden. Gleichzeitig musste Balda sich gegen Übernahmeabsichten des Investmentfonds Audley Capital zur Wehr setzen. Dazu erhielt die taiwanische Familie Chiang ein Aktienpaket von 15 Prozent im Tausch für einen Großteil ihrer Beteiligung an Balda Investments Singapore (BIS). Nach der Übernahme von 35 Prozent hält Balda 95 Prozent der BIS. Die BIS wiederum erwarb für 60 Millionen Euro eine 50-Prozent-Beteiligung an der TPK Holding in China (Produktion) und Taiwan (Entwicklung). Das Entscheidende: TPK, hinter der laut der Neuen Westfälischen die Familie Chiang steht, stellt die gefragten Touchscreens speziell für transportable Geräte her.

Aus dem Gemeinschaftsunternehmen erwartet Balda 2007 einen Umsatz von 300 Millionen bis 350 Millionen Euro und ein Ergebnis von 30 Millionen bis 35 Millionen Euro. Damit peilt Balda im laufenden Jahr einen Umsatz von 650 bis 700 Millionen Euro und einen Vorsteuer-Gewinn von 50 Millionen bis 55 Millionen Euro an. Vor der BenQ-Pleite waren sogar Erlöse von 800 Millionen bis 850 Millionen Euro prognostiziert worden.

Doch selbst ein Großauftrag hätte keine unmittelbaren Auswirkungen auf Balda in Bad Oeynhausen und den Stellenabbau. "Was in Asien läuft an Produktion, hat auf Europa keine Auswirkungen", betonte Hellmich. Höchstens dann, wenn sich auch in Europa Kunden für die kleinen Displays von zwei bis acht Zoll Größe finden ließen. (Thomas Strünkelnberg, dpa) / (anw)