Cebit

Trotz Krise: Messe zieht positive Halbzeitbilanz

Weniger Aussteller, weniger Besucher, dafür mehr Geschäft: Die CeBIT schrumpft sich in der Krise gesund und stellt offenbar vor allem die anwesenden Firmen zufrieden. Zwar gibt es keinen Grund für Euphorie, doch ist die Messe AG mit dem Start zufrieden.

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Die CeBIT so gut wie tot? Zu diesem Schluss könnte man kommen, würde man die zahlreichen Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen als Maßstab nehmen. Doch wollen weder teilnehmende Unternehmen noch Messegesellschaft ein so trauriges Fazit ziehen, obwohl die Zeichen des dramatischen Aussteller-Schwunds nicht zu übersehen sind. Vielmehr herrscht vielerorts eine gute Stimmung: Die Unternehmen, die auf die immer noch größte Computermesse der Welt gekommen sind, sind mit dem Verlauf bisher überwiegend zufrieden.

Das ist das Bild, das Messe-Chef Ernst Raue und Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer am Donnerstagmittag auf dem Messegelände in Hannover vermittelten. Ihr Halbzeitfazit: "Diese CeBIT brummt", Geschäfte werden gemacht und gute Kontakte geknüpft. "Mit dem Start sind wir vollauf zufrieden", bekräftigt Raue, auch wenn wohl deutlich weniger Besucher als noch im Vorjahr den Weg aufs Messegelände gefunden haben. Im vergangenen Jahr hatte die Messe zur Halbzeit rund 200.000 Besucher gemeldet, am Schluss waren es dann fast eine halbe Million.

Aktuelle Zahlen will Raue partout nicht nennen. "Die Zahl der Besucher ist okay", weicht der Messe-Chef den wiederholten Nachfragen aus. Die Entwicklung der Besucherzahlen liege innerhalb der Erwartungen, angesichts der Krise seien ohnehin keine Rekorde zu erwarten. Dieses Jahr seien mehr Besucher aus den USA und Südamerika gekommen, dafür weniger aus Asien. Wichtiger sei, dass die richtigen Besucher nach Hannover kämen: Fachpublikum, das mit konkreten Zielen zur CeBIT fahre und die Messe wieder stärker als Geschäftsplattform nutze.

Einzelne Aussteller teilen diese Ansicht. Besucherrekorde seien nicht wichtig, wenn das Geschäft stimmt, hört man an den Ständen großer Unternehmen. Diesen Trend bestätigt auch Bitkom-Chef Scheer. Laut einer Kurzumfrage unter den Bitkom-Mitgliedern ziehen die deutschen IT-Unternehmen einen durchweg positives Fazit der ersten Messetage. "Die CeBIT sorgt für Aufbruchsstimmung", sagt Scheer. Die positive Stimmung hat auch der diesjährige Stargast mitgebracht, meint Raue: "Arnold Schwarzenegger hat mit seinem Optimismus und seiner Willensstärke viele inspiriert."

Ein Tag weniger

Insgesamt habe die CeBIT ihr Profil als Business-to-Business-Veranstaltung weiter geschärft, sagt der Messe-Chef. Damit sich diese Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzt, wird die CeBIT um einen Tag gekürzt. 2010 wird der Sonntag wegfallen, die Messe öffnet dann von Dienstag bis Samstag ihre Pforten für das Publikum. Die Kürzung erfolge auf Wunsch der Industrie, sagt Raue. Die Branche könne mit der Verkürzung wesentliche Personalkosten einsparen und die Mitarbeiter könnten am Montag wieder im Büro sein.

Scheer will das nicht als Maßnahme gegen die vielen jungen Besucher verstanden wissen, die am Wochenende traditionell die Hallen bevölkern. "Jugendliche sind wichtig für uns", bekräftigt der Präsident eines Verbands, der stetig über Nachwuchsmangel klagt. "Der Sonnabend wird weiter eine wichtige Rolle für uns spielen." Abschrecken lässt sich die Jugend von zu viel Business ohnehin nicht, schon in den ersten Tagen wurden viele junge Besucher in den Hallen gesichtet.

Trotz aller guten Stimmung ist das Schrumpfen der CeBIT in einigen Ausstellungshallen gut zu beobachten. Halbleere Hallen und zu großzügig dimensionierte Gemeinschaftsstände sorgen stellenweise für eine gewisse Tristesse, welche die Krise spürbar macht. Nach einem verhaltenen Start am Dienstag füllten sich die Gänge erst am Mittwoch mit Publikum. Und gerade das Hype-Thema "Green IT" zieht noch nicht viele Leute in Halle 8.

Das alles sieht auch Raue. "Euphorisch sind wir hier nicht", stellt der Messe-Chef klar. "Aber es ist eine intensive Messe". Kleiner, aber feiner, ist heute das Motto. Ob das auch im kommenden Jahr gilt, kann keiner so recht sagen. Es ist ja Krise. "Das ist schwer absehbar", meint Raue. "Da müssen wir abwarten, wie sich das entwickelt." (vbr)