Trotz US-Sanktionen: Huawei bringt Android 9 auf weitere Smartphones

Huawei nutzt die von der US-Regierung gesetzte Schonfrist aus: Weitere Smartphone-Modelle werden jetzt mit Android 9 versorgt.

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Huawei

(Bild: dpa, Robert Schlesinger)

Lesezeit: 3 Min.
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Weitere Huawei-Handys bekommen das Update auf Android 9: Die Reihen Mate 9 und P10 werden nun international mit dem aktuellen Android-Betriebssystem ausgestattet. In Deutschland stehen die Updates bereits seit Mai zum Download bereit. Ebenfalls mit dem Update versorgt werden die aktuelleren Reihen Mate 10, Mate RS, Nova 3 und P20. Das Unternehmen hofft, dass bald 100 Millionen Huawei-Smartphones die auf Android 9 basierende Nutzeroberfläche EMUI 9 nutzen werden. Derzeit sind es 80 Millionen.

Wie es bei Huawei-Handys mit Updates weitergeht, ist allerdings offen. Das Unternehmen steht auf einer Embargo-Liste der US-Regierung, die US-amerikanischen Unternehmen die Zusammenarbeit mit Huawei untersagt. Die Sanktionen sind bis Mitte August teilweise ausgesetzt. Bis dahin kann Huawei noch uneingeschränkt Android-Updates verteilen.

US-Sanktionen gegen Huawei

Bevor die Sanktionen vorübergehend eingeschränkt wurden, hatte Google aber bereits angekündigt, Huawei die Android-Lizenz zu entziehen. Dadurch würde Huawei wohl die Möglichkeit verlieren, frische Android-Versionen auf seine Handys auszuliefern. Das Unternehmen hat lediglich versprochen, die Smartphones weiter mit Sicherheitsupdates zu versorgen. Aus Sicht von Huawei ist es also sinnvoll, so viele Android-Updates wie möglich zu verteilen, bevor das US-Embargo wieder voll in Kraft tritt.

Ob Huawei nach Ablauf der Karenzzeit überhaupt noch neue Android-Handys auf den Markt bringen könnte, ist umstritten. Die Kompromisslösung, die Huawei-Handys weiterhin den Zugriff auf Google-Apps und den Play Store erlaubt, gilt nur für Handys, die zum Zeitpunkt des Fristablaufs bereits verkauft wurden oder in Lagern liegen.

Zwar gibt es eine Open-Source-Variante des Betriebssystems, die Huawei auch nach Fristablauf bei neu erscheinenden Handys einsetzen könnte. Dieser lizenzfreien Android-Fassung fehlt allerdings der Zugriff auf den Play Store und andere Google Apps. Im Westen wäre ein Handy mit derartigen Einschränkungen kaum wettbewerbsfähig.

Derzeit arbeitet Huawei an der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems, das möglicherweise schon im Herbst auf Handys laufen könnte. Ein Allheilmittel ist aber auch ein eigenes OS nicht, zumal es wohl ebenfalls auf viele wichtige Google-Apps verzichten müsste. Es ist außerdem fraglich, ob andere US-Unternehmen wie Facebook/WhatsApp oder Instagram ihre Apps auf dem Huawei-Betriebssystem anbieten dürften.

Die US-Regierung hatte Huawei im Rahmen des Handelsstreits mit China auf eine schwarze Liste gesetzt, die Geschäfte nur mit Sondergenehmigung zulässt. Begründet hatte Washington den Schritt mit Spionage-Vorwürfen, die seit Jahren gegen Huawei im Raum stehen. Der US-Boykott trifft nicht nur das Betriebssystem der Huawei-Handys: Auch Hardware-Hersteller wie Intel und Qualcomm haben die Lieferungen an Huawei eingeschränkt.

Berichte, nach denen Huawei als Reaktion auf die Sanktionen die Smartphone-Produktion zurückfahren musste, hat das Unternehmen mittlerweile dementiert. "Unser globales Produktionsniveau ist normal, mit keinen nennenswerten Abweichungen nach oben oder nach unten", sagte ein Sprecher US-Magazinen. (dahe)