Türkischer Großkonzern bietet für ProSiebenSat.1

Der türkische Mischkonzern Dogan Holding hat Medienberichten zufolge ein hohes Gebot für die zum Verkauf stehenden Anteile an der Münchner TV-Sendergruppe abgegeben.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der türkische Mischkonzern Dogan Holding ist offenbar mit im Rennen um den Erwerb der Mehrheit an der Münchner TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1. Die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet am heutigen Freitag, Dogan habe ein vorläufiges Gebot für die zum Verkauf stehenden 50,5 Prozent an dem Sendekonzern abgegeben und sei in die nächste Bieterrunde aufgerückt. Der Wirtschaftsnachrichten-Dienst Dow Jones Newswires will sogar in Erfahrung gebracht haben, das börsennotierte Firmenkonglomerat habe das "beste und höchste Angebot" abgegeben – FTD und auch die Süddeutsche Zeitung schreiben hingegen, Dogan habe nicht die höchste Summe geboten.

Zur Dogan Holding gehört der größte türkische Medienkonzern Dogan Yayin Holding (DYH), der unter anderem die Tageszeitungen Hürriyet, Milliyet und Posta herausgibt. Pikant ist der Einstieg von Dogan in den Bieterkreis für ProSiebenSat.1 vor allem seit der Ankündigung der Axel Springer AG, für 375 Millionen Euro 25 Prozent an Dogan TV erwerben zu wollen, einem der größten Fernseh- und Rundfunkunternehmen in der Türkei. Spekuliert wird, dass Springer nach dem Verbot der Übernahme der ProSiebenSat.1-Gruppe durch das Bundeskartellamt Anfang des Jahres versuchen könnte, über die Hintertür Dogan mehr Einfluss bei der Münchner TV-Gruppe zu bekommen. Die beteiligten Unternehmen erklärten indes, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen dem Einstieg Springers und dem ProSiebenSat.1-Gebot von Dogan. Derzeit hält die Springer AG 12 Prozent an ProSiebenSat.1

Die bisherigen Mehrheitseigentümer der ProSiebenSat.1-Gruppe, eine Investorengruppe um das Milliardärs-Ehepaar Cheryl und Haim Saban, wollen die TV-Sendergruppe meistbietend veräußern. Zu den Interessenten gehören unter anderem der Finanzinvestor Apax Partners gemeinsam mit der US-Investmentbank Goldman Sachs sowie die Private-Equity-Unternehmen Permira und Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR). Laut FTD bietet inzwischen auch die Beteiligungsgesellschaft CVC mit. Insgesamt hätten sich mehr als zehn Investorengruppen um die Anteile an der Sendergruppe bemüht, berichtet das manager magazin. Aus dem Rennen ist die Mediaset-Gruppe des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.

Europas größter Fernsehkonzern RTL soll unterdessen gemeinsam mit mehreren privaten Beteiligungsfirmen an einem Gebot für das britische TV-Sendernetz ITVplc (Independent Television) arbeiten, der Nummer zwei hinter der BBC in Großbritannien. Laut FTD will das Konsortium eine Offerte in Höhe von mehr als 5 Milliarden britische Pfund (7,4 Milliarden Euro) vorlegen. Eine ähnliche Summe biete auch der britische Kabelnetzbetreiber NTL. RTL gehört mehrheitlich zur deutschen Mediengruppe Bertelsmann und besitzt in Großbritannien bereits den Sender Channel Five.

(pmz)