Twitter-Aktie sackt nach ersten Quartalszahlen ab

Zum ersten Mal seit dem Börsengang hat Twitter Quartalszahlen gemeldet. Trotz doppeltem Umsatz verlor die Aktie nachbörslich 18 Prozent.

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Im vierten Quartal 2013 konnte Twitter Umsatz, Userzahlen, Nutzungsintensität und durchschnittliche Werbeerlöse deutlich steigern. Das geht aus den veröffentlichten Bilanzdaten hervor. Mit dem Börsengang im November wurden aber auch den Mitarbeitern zuerkannte Aktien buchhalterisch wirksam. Das ergab auf dem Papier einen hohen Verlust, kostete aber kein Bargeld. Im nachbörslichen Handel fiel die Aktie dennoch um 17,9 Prozent auf 54,16 US-Dollar. Für Missmut bei den Investoren sorgt das langsamer werdende Nutzerwachstum.

Twitter setzte in dem Quartal 242,7 Millionen US-Dollar um (plus 116 Prozent). Die Verbuchung aller bisherigen Aktienzuteilungen an Mitarbeiter kostete theoretisch 521 Millionen Dollar, was zu einem rechnerischen Quartalsverlust von 511,5 Millionen Dollar führte. Vor einem Jahr hatte Twitter im Schlussquartal, damals ohne Aktienbuchungen, 8,7 Millionen Dollar verloren.

Die Menge der durchschnittlich mindestens einmal im Monat auf Twitter aktiven Nutzer (MAU) stieg im Jahresabstand um 30 Prozent auf 241 Millionen. Auf mobilen Endgeräten wie Handys und Tablets waren es 184 Millionen, ein Zuwachs von 76 Prozent. In den USA zählte Twitter 54 Millionen MAU (plus 21 Prozent), außerhalb 187 Millionen (ein Drittel mehr).

Mit 148 Milliarden "Timeline Views" gab es 26 Prozent mehr, als vor einem Jahr. "Wir definieren Timeline Views als die absolute Zahl der Tweet-Reihen, die registrierte Nutzer anfordern, wenn sie (…) eine Tweet-Reihe aktualisieren oder Suchresultate anzeigen, während sie (eingeloggt sind ...)", definierte das Unternehmen im Oktober. "Wir glauben, dass Timeline Views und Timeline Views pro MAU die Intensität der Nutzer-Interaktionen messen."

Im Vergleich zum unmittelbar vorangegangenen Quartal ist die Zahl der Timeline Views aber erstmals rückläufig. Timeline Views pro MAU sind auch im Jahresvergleich etwas geringer ausgefallen.

In seiner ersten Telefonkonferenz mit Finanzanalysten betonte Twitter-Chef Dick Costolo am Mittwochabend zwar, dass diese Entwicklung durchaus beabsichtigt war. Twitter habe das Angebot verbessert, etwa durch die gebündelte Darstellung von Konversationen, was weniger Scrollen erfordere. Damit sei die Summe der Timeline Views zwangsläufig niedriger.

Die Anleger hat das aber nicht überzeugt. Sie sehen ein Ende des intensiven Wachstums. Denn auch wenn die MAU-Zahlen noch bergauf gehen, ist der Zugewinn im Vergleich zum Vorquartal deutlich geringer ausgefallen als bisher üblich. Neun Millionen zusätzliche MAU sind zum ersten Mal ein einstelliger Wert.

Costolo erwartet auch "mittelfristig" keine saftigen Gewinne. Twitter wird weiterhin Aktien an Mitarbeiter ausgeben, zusätzliches Personal einstellen, neue Rechenzentren bauen und weitere Büroimmobilien erwerben. Außerhalb der USA ist das Anzeigengeschäft lange nicht so profitabel wie in den USA: Der Erlös je 1.000 Timeline Views beträgt weniger als ein Sechstel. Also sollen zusätzliche Verkäufer anschieben.

Parallel möchte die Firma ihr Produkt sowohl für Werbekunden als auch für Anwender verbessern. Vor allem Neueinsteigern soll es leichter gemacht werden, Twitter auf Anhieb zu verstehen und zu verwenden. Es dürfte viele Neugierige geben, die sich registrieren und dann nie wieder kommen. Einschlägige Statistiken verrät das Management nicht, was das Vertrauen der Investoren nicht fördert.

Von den rund 243 Millionen Dollar, die Twitter im vierten Quartal 2013 umgesetzt hat, sind 220 Millionen (plus 121 Prozent) Werbeeinnahmen. Die übrigen 23 Millionen (plus 52 Prozent) kommen aus dem Verkauf von Daten und Sonstiges.

Der Reklameerlös stammt zu drei Viertel von Anzeigen auf mobilen Endgeräten. Einen ähnlich großen Anteil der Werbeumsätze erzielte Twitter in den USA, obwohl dort nur ein gutes Fünftel der MAU lebt.

Im Gesamtjahr 2013 hat Twitter 664,9 Millionen US-Dollar umgesetzt (plus 110 Prozent) und dabei 645,3 Millionen Dollar Verlust geschrieben. Auch hier sieht man den buchhalterischen Effekt der Aktienzuteilungen. 2012 hatte der Abgang 79,4 Millionen Dollar betragen. Die Timeline Views sind um 55 Prozent auf 594 Milliarden gestiegen. (jk)