Twitter löst Trust & Safety Council abrupt auf, Musk attackiert Ex-Angestellten

Bei Twitter kehrt keine Ruhe ein: Nun wurde ein Gremium aufgelöst, das Tipps für die Verbesserung der Plattform geben sollte. Elon Musk übt harsche Kritik.

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(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

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Kurz vor einem Meeting hat Twitter den Trust & Safety Council aufgelöst, der unter anderem beim Umgang mit Hass, Kindesmissbrauch und Selbstverletzungen eine externe Perspektive beisteuern sollte. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, erfolgte die Auflösung per E-Mail kurz vor einem für Montag anberaumten Zusammentreffen des Gremiums. In der Nachricht habe es geheißen, dass Twitter unter dem neuen Chef Elon Musk neu bewerte, wie externe Erkenntnisse eingebracht werden könnten. Der Rat sei "nicht die beste Struktur, um das zu tun". Die Arbeit, um Twitter zu einem sicheren und informativen Platz zu machen, werde "schneller und aggressiver" erfolgen.

Der Trust & Safety Council bei Twitter war 2016 eingerichtet worden. Das Gremium sollte dabei helfen, dass Nutzerinnen und Nutzer sich weiterhin "sicher fühlen können". Auf freiwilliger Basis engagierten sich darin insgesamt 100 unabhängige Vertreterinnen und Vertreter von Bürgerrechts-, Menschenrechts- und anderen Gruppen. Sie sollten das soziale Netzwerk dabei beraten, wie besser gegen Hass und Beleidigungen, Ausbeutung von Kindern vorgegangen und beispielsweise auch Suizidprävention betrieben werden kann. Das Gremium hatte keine Entscheidungsbefugnis. Council-Mitglied Alex Holmes twitterte, dass die Mitarbeit in der Freizeit erfolgt sei, alle hätten sich für gesunde, diverse und sichere Konversationen auf Twitter eingesetzt. Die Art und Weise des Endes sei "unglücklich und inakzeptabel".

Die Auflösung des Gremiums erfolgt nun wenige Tage nachdem drei Mitglieder des Gremiums am Wochenende öffentlich ihren Austritt erklärt hatten und daraufhin das Ziel von Anfeindungen geworden waren. Daran beteiligte sich sogar der neue Twitter-Chef Elon Musk, als er twitterte, "es ist ein Verbrechen, dass sie sich jahrelang geweigert haben, gegen die Ausbeutung von Kindern vorzugehen". Verbleibende Council-Mitglieder hätten sich in einer E-Mail über die falschen Anschuldigungen beschwert und gewarnt, dass dadurch ehemalige und aktuelle Angehörige des Councils gefährdet würden, schreibt AP.

Parallel dazu ist am Montag bekannt geworden, dass der ehemals bei Twitter selbst für Vertrauen und Sicherheit (Trust and Safety) verantwortliche Manager, wegen Drohungen seine Wohnung verlassen musste. Yoel Roth hatte nach Elon Musks Übernahme zuerst weiter bei dem Konzern gearbeitet. Später kündigte er dann aber doch und zog damit die Kritik Musks auf sich. Am Wochenende kommentierte Musk mehrere Tweets und unterstellte dem Schwulen Roth dabei mindestens implizit eine Nähe zu Pädophilie. Dieses Angriffsmuster ist nicht neu, 2018 hatte Musk einen britischen Taucher ohne Grundlage als pädophil diffamiert. Roth, der im Zuge der "Twitter-Files" ins Kreuzfeuer geraten war, musste nach den Anschuldigungen nun aus seiner Wohnung flüchten, berichtet CNN.

Der neue Twitter-Chef hat derweil in einem Tweet einen Slogan der verschwörungstheoretischen und terroristischen QAnon-Bewegung geteilt. Die etwas verkürzte Aufforderung, dem "weißen Kaninchen zu folgen" wird online inzwischen als Aufforderung verstanden, sich mit den kruden Behauptungen der Bewegung auseinanderzusetzen und stammt aus den Anfangstagen von QAnon. Inhaltlich ist die Phrase aber älter und Musk behauptet in einem Anschlusstweet, sich auf den Film "Die Ritter der Kokosnuß" bezogen zu haben. In welchem Kontext das geschehen sein soll, führt er dabei aber nicht aus.

(mho)