Twitter "offiziell": Musk "killt" grauen Haken für Institutionen und Promis

Bevor der begehrte "blaue Haken" hierzulande gekauft werden kann, beginnt Twitter mit der Verifizierung von "offiziellen" Accounts – und Elon Musk greift ein.

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Wie gewonnen, so zerronnen: Der "offizielle" graue Haken war nur kurz online und dürfte auch nicht so bald wiederkommen.

(Bild: heise online/Ascannio/Shutterstock.com)

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Lesezeit: 3 Min.

Während Twitter weiter am neuen Abo-Modell für "Twitter Blue" und den blauen Haken arbeitet, hat das soziale Netzwerk am Mittwochnachmittag erste Konten mit einem grauen Haken und der Kennzeichnung "Offiziell" versehen. Wenig später waren die dann wieder verschwunden. Unter anderem waren die Konten der Nachrichtenagentur Reuters und anderer Medien sowie Institutionen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verifiziert worden.

Hierzulande haben etwa Samsung Deutschland, Mozilla, die TV-Persönlichkeit Anne Will und der Herausgeber Stefan Aust vorübergehend einen grauen Haken bekommen. Auch deren Kennzeichnung ist inzwischen wieder verschwunden. Twitter war kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Man darf jedoch erwarten, dass die neuen Haken bald wiederkommen.

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Oder auch nicht: "I just killed it", lässt Elon Musk auf Twitter einen Nutzer wissen, dessen grauer Haken wieder verschwunden ist. "Bitte beachtet, dass Twitter in den kommenden Monaten viele dumme Dinge machen wird." Was funktioniert, werde beibehalten, anderes nicht. "Es gibt keine heiligen Kühe in Twitters Produktentwicklung mehr", erklärt Produktchefin Esther Crawford ihren sprunghaften Chef. "Elon ist gewillt, viel auszuprobieren. Vieles wird scheitern, einiges erfolgreich sein." Ziel sei eine erfolgreiche Mischung erfolgreicher Änderungen, die langfristig für ein gesundes und wachstumstarkes Geschäftsmodell sorge.

Nach der Übernahme des Unternehmens durch Elon Musk hatte dieser angekündigt, dass der "blaue Haken", der bisher ein von Twitter verifiziertes Konto kennzeichnete, Teil des neuen Abo-Modells von Twitter Blue werden soll. Dafür will Twitter künftig 8 US-Dollar pro Monat berechnen. Zugleich hatte Musk angekündigt, dass es eine zweite Kennzeichnung geben solle, wie sie derzeit schon für Regierungsvertreter und -Institutionen üblich ist.

"Nicht alle zuvor verifizierten Konten werden das neue 'Offiziell'-Etikett bekommen und man kann es auch nicht kaufen", hatte die Chefin von Twitters Produktmanagement, Esther Crawford, zuvor noch erklärt. "Zu den Konten, die es erhalten werden, gehören Regierungsvertreter, kommerzielle Unternehmen, Geschäftspartner, große Medien, Verlage und einige Personen des öffentlichen Lebens."

Einzelheiten zum Verifizierungsprozess verriet Twitter bisher nicht. Musk hatte aber eine "weitreichende Verifizierung" für viele Accounts angekündigt. Er selbst hatte noch keinen grauen Haken. Zugleich würden "jegliche Twitter-Namen, die reale Personen imitieren, ohne es als Parodie klar zu kennzeichnen, dauerhaft gesperrt", sagte Musk auf Twitter. Das werde auch eine klare Bedingung für die Teilnahme am neuen Twitter Blue sein.

Die Umwidmung des blauen Hakens hat für Aufregung in der Community gesorgt. Kritiker von Musks Umbau des Unternehmens verweisen auf eine erhöhte Verwechslungsgefahr, wenn sich jeder einen blauen Haken kaufen kann. Dem will Twitter mit dem grauen Haken entgegenwirken. "Wir werden weiter damit experimentieren, wie wir die zwei Kontotypen voneinander abgrenzen", erklärte Crawford.

"Das neue Twitter Blue umfasst keine Verifizierung der Identität", betont Crawford. "Es ist ein freiwilliges, bezahltes Abonnement, das den blauen Haken sowie Zugang zu bestimmten Funktionen bietet." Twitter hat die neuen Features bereits in den ersten Ländern eingeführt, in Deutschland ist Twitter Blue aber nach wie vor nicht erhältlich. Twitter Blue war im Juni 2021 zunächst in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland eingeführt worden und enthält unter anderem die von Nutzern sehnsüchtig erwartete Editier-Funktion.

Nach einer monatelangen Hängepartie, einigen Gerichtsterminen und einem zwischenzeitlichen Rückzug des Kaufangebots hatte Elon Musk Twitter Ende Oktober dann doch übernommen – für rund 44 Milliarden US-Dollar. Musk tauschte das Management aus, nahm Twitter von der Börse und kündigte tiefe Einschnitte an. Die folgten am vergangenen Freitag: Twitter entließ etwa die Hälfte seiner rund 7500 Angestellten. Unterdessen gingen große Werbekunden auf Distanz.

(vbr)