US-Bankenaufsicht 21 Monate infiltriert

Über ein Adminkonto drangen Unbekannte beim Comptroller of the Currency ein. Sie konnten mitlesen, wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung bekämpft werden.

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Ein gezackter SchlĂĽssel liegt auf einer Laptoptatstatur

(Bild: evkaz/Shutterstock.com)

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Ein Einbruch in das E-Mail-System der US-Bankenaufsicht war offenbar schwerwiegender als zunächst intern angenommen: Der Täter hat sich Zugang zu mehr E-Mail-Konten des Office of the Comptroller of the Currency (OCC) zu verschaffen gewusst als ursprünglich ersichtlich war.

Das berichtet Bloomberg Law unter Berufung auf nicht namentlich genannte Eingeweihte. Der Täter hat demnach schon im Juni 2023 ein Administratorkonto geknackt und sich damit in zahlreiche E-Mail-Konten von OCC-Beamten eingenistet. Die Bundesbehörde OCC ĂĽberwacht in den USA tätige Banken und Sparkassen, ist fĂĽr die Durchsetzung von Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zuständig und soll den Wettbewerb in der Branche stärken. Sowohl fĂĽr Spekulanten wie organisierte Verbrecher können einschlägige Insiderinformationen Gold wert sein.

Aufgeflogen ist der Einbruch erst nach rund 21 Monaten, im Februar. Das OCC veröffentlichte daraufhin eine wortkarge Mitteilung, wonach eine "begrenzte Zahl" an E-Mail-Konten betroffen sei. Diese seien stillgelegt worden. "Zur Zeit" gäbe es keine Hinweise auf Auswirkungen auf die Finanzbranche, sagte das OCC damals.

Laut Bloomberg Law sind unter den Betroffenen insgesamt rund 100 Beamte, darunter hochrangige Manager und Ăśberwacher internationaler Banken. Die Täter hätten Zugang zu mehr als 150.000 E-Mails gehabt. Voriges Jahr hatte die Behörde insgesamt 3.630 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente). Wer hinter dem erfolgreichen Angriff steckt, ist bislang nicht bekannt.

Das OCC wurde 1863 gegründet und ist als unabhängige Abteilung des US-Finanzministeriums eingerichtet. Dieses musste Anfang des Jahres eingestehen, Opfer eines IT-Angriffs aus der Volksrepublik China geworden zu sein. Der Täter habe sich aus der Ferne Zugang zu mehreren Computern des Finanzministeriums und den darauf befindlichen, nicht als geheim eingestuften Dokumenten verschafft. Das Außenamt Chinas stellte die Vorwürfe in Abrede und erklärte, es gäbe keine Beweise.

(ds)