US-EU-Erklärung: So sollen Internet-Seekabel besser geschützt werden

Westliche Großmächte arbeiten am Ausschluss von Technik aus China bei Unterseekabeln. Zum Zug kommen sollen "verlässliche und vertrauenswürdige" Komponenten.

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Ein Unterseekabel verläuft über den Meeresgrund.

Sollen besser geschützt werden: Die Regierungen der USA, der EU und anderer verbündeter Länder schmieden einen Plan zur Erhöhung der Sicherheit von Unterseekabeln.

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Die Regierungen der USA, der EU und anderer verbündeter Länder schmieden einen Plan zur Erhöhung der Sicherheit von Unterseekabeln. Ein Kernanliegen ist dabei, chinesische Anbieter künftig aus Ausbauprojekten außen vorzuhalten.

Dies berichten Politico und Mlex unter Verweis auf den Entwurf für eine "Gemeinsame Erklärung von New York", die Ende des Monats am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 22. bis 25. September unterzeichnet werden soll. Die EU-Staaten haben der Unterzeichnung der Übereinkunft demnach prinzipiell bereits zugestimmt.

Die unterzeichnenden Länder sollen von den Netzbetreibern verlangen, dass sie Maßnahmen zur Sicherheit ihrer Lieferketten und ihrer Daten ergreifen, schreibt Politico. Werden sie auf ungewöhnliche Vorfälle rund um die maritimen Datenleitungen aufmerksam, ist ein verstärkter Informationsaustausch dazu vorgesehen.

Im Entwurf heißt es den Berichten zufolge, die beteiligten Staaten sollen nur noch "zuverlässige und vertrauenswürdige Kabelkomponenten und -dienste" zulassen dürfen. Anbieter von Unterseekabelnetzen sowie Betriebs- und Wartungsunternehmen sollen "transparente Eigentumsverhältnisse, Partnerschaften und Corporate-Governance-Strukturen" aufweisen.

Vor allem chinesischen Tech-Unternehmen trifft oft der Vorwurf, undurchsichtige Strukturen oder Verbindungen zu staatlichen Organisationen haben.

Das Vorhaben ähnelt dem europäischen Ansatz zu mobilen Hochgeschwindigkeitsnetzen über die sogenannte 5G-Toolbox, bei der vor allem Huawei und ZTE als Ausrüster im Fokus stehen und weitgehend außen vor bleiben sollen. Bei der neuen Initiative soll die Beteiligung chinesischer Unternehmen bei Seekabel-Projekten ebenfalls eingeschränkt oder verboten werden können.

Zu den stark wachsenden Firmen in dem Markt zählen ZTT und HMN Tech aus China. Bis 2020 war HMN unter dem Namen Huawei Marine Networks bekannt. Die Hengtong Group übernahm dann das Unternehmen und änderte den Namen.

Zu den großen Wettbewerbern gehören der US-Anbieter SubCom, Alcatel Submarine Networks, das zu Nokia gehört, sowie Prysmian aus Italien, Nexans mit Sitz in Frankreich und der japanische Konzern NEC. Diese und westliche Politiker machen sich zunehmend Sorgen, dass die Abhängigkeiten von den boomenden chinesischen Ausrüstern zu groß werden.

Deren Kontrolle über die Lieferkette bedeute, dass man auf unkontrollierbare Technologie angewiesen sei. Zudem gibt es Befürchtungen, dass die chinesische Regierung die Lieferanten auffordern könnte, den Betrieb der Kabel zu unterbrechen oder ihr Zugang zu den übertragenen Daten zu geben. Gewonnene Informationen könnten dann wiederum etwa mit Russland geteilt werden.

Die EU-Kommission empfahl den Mitgliedsstaaten schon im Februar, die Beteiligung von Ausrüstern mit hohem Risiko bei maritimen Kabelprojekten einzuschränken. Sie sollen "Risiken, Schwachstellen und Abhängigkeiten" für die Datenleitungen unter der Meeresoberfläche verringern.

Dies gilt insbesondere für "Lieferanten mit hohem Risiko" etwa aus China. Die EU-Staaten sollen auch regelmäßige Stresstests für die Kabel durchführen.

Schätzungen zufolge laufen 99 Prozent des Datenverkehrs unter den Meeren. Die EU hat die Leitungen als hochkritische Infrastruktur eingestuft. Die Kabel gelten als anfällig für das Abhören von Daten, wobei aber auch westliche Geheimdienste wie der britische GCHQ sehr aktiv sind.

Weitere Risiken sind Sabotage, bei der Kabel durchtrennt oder anderweitig beschädigt werden, und Störungen in der Lieferkette. US-Beamte erklärten kürzlich gegenüber CNN, sie hätten besorgniserregende Aktivitäten Russlands auf diesem Gebiet beobachtet. Ein chinesisches Schiff soll voriges Jahr in der Ostsee ein Seekabel zerstört haben.

(nen)