SAP verkauft Qualtrics: Aus der Traum von der Salesforce-Konkurrenz
Die US-Firma Silver Lake bietet für Qualtrics 18,15 US-Dollar pro Aktie. Damit liegt die Bewertung der US-SAP-Tochter bei 12,4 Milliarden Dollar.
Die US-Investmentfirma Silver Lake möchte offenbar Qualtrics kaufen. Etwas überraschend hatte SAP im Januar ihre US-Tochter zum Verkauf gestellt. Kurz darauf signalisierte Silver Lake, das bereits circa 4,2 Prozent Anteile an dem Unternehmen hält, Interesse an einer Übernahme der ausstehenden Aktien. Nun unterbreitete die Investmentfirma Anfang der Woche eine offizielle Offerte.
Wie aus einer Mitteilung an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hervorgeht, will Silver Lake mit Rückendeckung des kanadischen Pensionsfonds CPPIB pro Aktie 18,15 US-Dollar zahlen. Der Wert der SAP-Tochter wird damit auf 12,4 Milliarden Dollar veranschlagt. Wie in der Mitteilung an die Börsenaufsicht zu lesen ist, haben die beteiligten Parteien für die aktuellen Verhandlungsrunden eine Exklusivvereinbarung geschlossen. Danach hat Silver Lake bis zum 15. März Zeit, den Kaufvertrag unter Dach und Fach zu bringen.
Glimpfliches Ende des Abenteuers
Vorausgesetzt der Deal kommt zustande, entkommt SAP dem Qualtrics-Abenteuer allem Anschein einigermaßen glimpflich. Der Walldorfer Softwarekonzern hatte den Entwickler einer Bewertungs- und Feedback-Plattform (neudeutsch: Experience Management – XM) vor gut vier Jahren für acht Milliarden Dollar gekauft. Die kostspielige Übernahme sollte helfen, den schnell wachsenden CRM-SaaS-Anbieter Salesforce in Schach zu halten. Funktioniert hat das aber ebenso wenig wie die ursprünglich angedachte komplette Integration ins SAP-Portfolio. Vor zwei Jahren brachte SAP die US-amerikanische Tochterfirma an die Technologiebörse Nasdaq. Mit dem Verkauf von Qualtrics-Anteilen wurden seinerzeit rund 2,4 Milliarden Dollar erzielt, von denen circa 1,9 Milliarden Dollar nach Walldorf flossen. Das Angebot von Silver Lake würde für den verbliebenen Anteil von über 70 Prozent (ohne Berücksichtigung von Aktienoptionsprogrammen) rein rechnerisch noch einmal fast neun Milliarden Dollar in die Kasse spülen.
Allerdings lag der Börsenwert von Qualtrics vor der Talfahrt der Technologieaktien schon einmal über dreißig Milliarden Dollar. Das Angebot von Silver Lake bedeutet zudem lediglich einen kleinen Aufschlag im einstelligen Prozentbereich zum Börsenkurs Ende vergangener Woche. Finanzanalysten spekulieren daher über eine kleine Chance, dass die aktuell exklusiv geführten Gespräche noch zu einem kleineren Aufschlag auf den ausgelobten Kaufpreis führen können.
(jvo)