US-Klage gegen "Revenge-Porn"-Seite: Tor-Projekt mitangeklagt

Ist der Anonymisierungsdienst Tor dafĂĽr verantwortlich, wie er genutzt wird? Eine US-Klage gegen eine Revenge-Porn-Website geht davon offenbar aus und beschuldigt das Tor-Projekt als UnterstĂĽtzer.

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Eine aktuelle US-Klage gegen die „Revenge-Porn“-Seite Pinkmeth richtet sich auch gegen das Projekt, das den Anonymisierungsdienst Tor betreibt. Pinkmeth operiert als versteckter Dienst (hidden service) in Tor – worin der Anwalt der klagenden US-Bürgerin offenbar eine Mitschuld erkennt: So wird dem Tor-Projekt in der Klageschrift Absprache mit Pinkmeth vorgeworfen, das illegale Treiben der Website werde wissentlich in Kauf genommen und unterstützt. Die Vorwürfe gegen die Website lauten dabei unter anderem auf Verbreitung von Kinderpornographie und unerlaubten Zugriff auf private Bilder.

Pinkmeth bedankt sich bei Tor.

Auf der Startseite bedanken sich die Betreiber von Pinkmeth zumindest beim Tor-Dienst, dass sie ihre Seite damit anonym und sicher vor rechtlichen Zugriffen betreiben können. Ebenfalls rufen sie auch zu Spenden für das Projekt auf. Die Klage fordert unter anderem eine Million US-Dollar Schadenersatz, die Löschung der Seite aus Suchergebnissen sowie dass allen Domain-Registraren und Webhostern "einschließlich Tor“ untersagt werde, Pinkmeth ihre Dienste bereitzustellen.

Auf Anfrage von The Verge wollte sich das Tor-Projekt nicht zur Sache äußern. Man kommentiere keine laufenden Verfahren. Verschiedene Beobachtern in US-Medien stellen jedenfalls in Frage, ob man den an sich neutralen Dienst für seine einzelnen Nutzer haftbar machen kann.

Bei Revenge Porn, zu deutsch etwa Rache-Pornos, handelt es sich um Nacktbilder oder Videos, die ohne Einwilligung der gezeigten Personen – größtenteils jungen Frauen – veröffentlicht werden. Die Aufnahmen stammen zum Beispiel von Ex-Partnern, die sich rächen wollen, oder Hackern, die sich auf infiltrierten Rechnern privater Dateien bemächtigt haben. Pinkmeth geht dabei besonders perfide vor und veröffentlicht neben den Bildern auch persönliche Angaben und Social-Media-Profile der Opfer.

Die Klägerin versucht bereits seit 2012 gegen Pinkmeth vorzugehen, wie The Verge berichtet. Auch anderen Revenge-Porn-Seiten geht es gerichtlich an den Kragen: Im Frühjahr wurden etwa die Betreiber der einschlägigen Seite U got posted zu 385.000 US-Dollar Schadenersatz verurteilt, die Seite isanyoneup wurde ebenfalls verklagt. In mehreren US-Bundesstaaten wie zum Beispiel Kalifornien wurden bereits Gesetze gegen Revenge Porn verabschiedet. (axk)