US-Onlinemagazin Vice gibt eigene Website auf und entlässt hunderte Angestellte
Vice Media steckt schon länger in Schwierigkeiten, nun soll ein großer Teil der Belegschaft gehen. Außerdem wird die eigene Website aufgegeben.
Das Onlinemagazin Vice wird keine Inhalte mehr auf der eigenen Website veröffentlichen und hunderte von fast 1000 Angestellten entlassen. Das geht aus einem internen Memo hervor, das ein Reporter der Washington Post publik gemacht hat. Darin schreibt Geschäftsführer Bruce Dixon, es sei nicht mehr "kosteneffizient, unsere digitalen Inhalte so zu verbreiten, wie wir es bisher getan haben". Auf vice.com sollen deshalb keine Inhalte mehr erscheinen. Stattdessen werde man sich auf die eigenen Kanäle in den sozialen Netzwerken konzentrieren und Inhalte den "etablierten Medienfirmen" anbieten, damit sie dort veröffentlicht werden. Ziel ist es, dass sie dort erscheinen, wo sie die meisten Menschen erreichen.
Mehrere Milliarden wert, fĂĽr einen Bruchteil ĂĽbernommen
Vice wurde 1994 gegründet und später zu einem Onlinemagazin mit Ablegern in dutzenden Ländern ausgebaut, auch eine deutsche Seite gibt es. Gedruckte Hefte gab es auch, die erschienen zuletzt aber nur noch sporadisch. Im Mai 2023 hat das Unternehmen dann in den USA Konkurs angemeldet, gleichzeitig wurde der Verkauf an mehrere Investmentfonds beschlossen – für 225 Millionen US-Dollar. Nur sechs Jahre vorher war Vice Media noch 5,7 Milliarden US-Dollar wert. Anstatt in das Unternehmen zu investieren, haben sich die neuen Eigentümer zu Kürzungen entschlossen, deren ganzes Ausmaß jetzt deutlich wird. Auch andere Medienhäuser senken Kosten und entlassen Angestellte, fasst die New York Times zusammen. Hintergrund seien sinkende Zugriffszahlen, auch weil Menschen mehr Zeit mit "nicht traditionellen Medien" wie TikTok und Instagram verbringen.
Während bei Vice mit deutlich weniger Angestellten weiterhin Inhalte produziert werden sollen, wird der deutsche Ableger komplett geschlossen. Das hat Chefredakteur Tim Geyer vor wenigen Tagen angekündigt. Davon sind laut Zeit Online 40 bis 50 Angestellte betroffen, der Standort in Berlin wird dicht gemacht. Zum Abschluss soll es im März noch einmal eine gedruckte Ausgabe geben, danach ist Schluss. Ob sich der Mutterkonzern mit der neuen Strategie und deutlich weniger Angestellten halten wird, muss sich zeigen. Dixon jedenfalls gibt sich überzeugt, dass man stärker und widerstandsfähiger aus den Änderungen hervorgehen und langfristig "kreativen sowie finanziellen Erfolg" haben werde.
Ein Hinweis auf die gedruckten Hefte ergänzt.
(mho)