US-Regierung verlängert ICANN-Vertrag über IANA-Betrieb

Die IANA ist das Herzstück der Internetverwaltung. Sie kümmert sich unter anderem um die Eintragung von Protokollnummern, die zentrale Rootzone und die Vergabe von IP-Adressen.

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Von
  • Monika Ermert

Von der Öffentlichkeit bislang weitgehend unbemerkt, hat das US-Handelsministerium den Vertrag über den Betrieb von IANA, der Internet Assigned Numbers Authority, erst einmal verlängert. Bis zum 30. September soll die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die IANA weiterbetreiben. Das geht aus einer Änderungserklärung zu dem am 31. März regulär ausgelaufenen Vertrag hervor, den die im US-Handelsministerium zuständige National Telecommunications und Information Administration (NTIA) veröffentlicht hat.

Die IANA ist das Herzstück der Internetverwaltung. Sie kümmert sich neben der Eintragung von Protokollnummern – etwa den Nummern der für bestimmte Dienste verwendeten Ports – um die zentrale DNS-Rootzone und schließlich die Vergabe von IP-Adressen. Besonders die Aufsicht über den Rootbetrieb, der auch die Eintragung von Änderungen bei allen existierenden nationalen Top Level Domains umfasst, war ein Zankapfel zwischen verschiedenen Regierungsvertretern beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft im vergangenen November.

Der Vertrag über den IANA-Betrieb läuft nach der Verlängerung nun ebenso lang wie das geltende Memorandum of Understanding (MoU), der Hauptvertrag zwischen ICANN und der US-Regierung. ICANN-Kenner Bret Fausett beurteilte in einer ersten Reaktion diese Verlängerung als mögliches Indiz dafür, dass die Regierung dann eine echte Neuausschreibung der Verantwortlichkeiten für die Internet-Verwaltung plant.

Über die Zukunft der privaten Netzverwaltung läßt sich aber vorerst weiter nur spekulieren. ICANNs Präsident und CEO, Paul Twomey, betont regelmäßig, dass das laufende MoU das letzte seiner Art sei. Die komplette Privatisierung der Netzverwaltung war bei der Gründung der ICANN das erklärte Ziel der US-Regierung. Doch haben alle Debatten ums Thema DNS-Verwaltung in den letzen Jahren gezeigt, dass die US-Politik nicht gewillt ist, ihre Aufsichtsrolle abzugeben.

Eine Vergabe der IANA durch die US-Regierung könnte das Dilemma für die US-Politik auflösen. Denn in der IANA – bis zur ICANN-Gründung von DNS-Übervater Jon Postel betrieben – stecken die eigentlichen Kernfunktionen der DNS- und IP-Nummernverwaltung. Eine von diesen Aufgaben entkleidete ICANN könnte die US-Regierung deutlich leichter in die "Unabhängigkeit" entlassen. Wichtige Infrastrukturentscheidungen – etwa die Aufsicht über die DNS-Rootzone – könnten weiter von der US-Regierung kontrolliert werden, während ICANN sich im Wesentlichen um die Neueinführugn neuer TLDs kümmern würde. Wie das aussehen könnte, dafür hat Fausett ein interessantes Szenario entworfen. Bis zum September darf aber weiter gerätselt werden.

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(Monika Ermert) / (jk)