US-Regulierungsbehörde verpasst landesweitem WLAN-Projekt einen Dämpfer

Die Federal Communications Commission hat die Anträge zweier Unternehmen zurückgewiesen, die ein freies Frequenzspektrum für den Aufbau eines landesweiten, kostenfreien Funknetzes nutzen wollten.

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Die Lobbyisten der Mobilfunkanbieter verbuchen es als Erfolg: Die US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) hat die Anträge zweier Unternehmen abgelehnt, auf ungenutzten Frequenzen landesweit ein kostenfreies WLAN anbieten zu dürfen. Die Unternehmen NetFreeUS und M2Z Network hatten die Überlassung der Frequenzen unter Umgehung des üblichen (und langwierigen) Vergabeverfahrens beantragt. Die FCC wies die Anträge mit der Begründung (PDF-Dokument) zurück, die Überlassung der Frequenzen ohne vorherige öffentliche Anhörung sei nicht im öffentlichen Interesse.

M2Z Networks hatte eine Exklusivlizenz für die Nutzung des Spektrums zwischen 2155 MHz und 2175 MHz über 15 Jahre beantragt. Das Unternehmen plant den Aufbau eines landesweiten Funknetzes, das innerhalb von 10 Jahren bis zu 95 Prozent der US-Bevölkerung erreichen soll. Der Basiszugang mit 384 kbit/s Downstream und 128 kbit/s Upload soll kostenlos nutzbar und werbefinanziert werden. Darüber hinaus plant M2Z Networks einen kostenpflichtigen Zugang mit bis zu 3 MBit/s, der anders als das freie Netz keine inhaltlichen Beschränkungen hat. Von den Einnahmen aus dem kostenpflichtigen Zugang wollte das Unternehmen als Gegenleistung für die Frequenznutzung jährlich 5 Prozent an den Staat abführen.

Die FCC hatte Bedenken, einem einzelnen Unternehmen für eine so lange Zeit die Kontrolle über das Spektrum zu überlassen. Die Behörde will nun mit dem üblichen Regulierungsverfahren über die Nutzung der Frequenzen entscheiden. Das kann sich erfahrungsgemäß etwas hinziehen; am Ende mündet das Verfahren üblicherweise in eine Auktion. Allerdings gab der FCC-Vorsitzende Kevin Martin auch zu bedenken, dass angesichts der starken Nachfrage auch eine unlizenzierte Nutzung denkbar sei. Beide Modelle müssten nun geprüft werden; die Überlassung der Frequenzen an NetFreeUS oder M2Z zum jetzigen Zeitpunkt würde dieses Verfahren ausbremsen. Darüber hinaus bemängelte die Behörde den langsamen Ausbauplan des Bewerbers.

Mit der Entscheidung dürften die großen Mobilfunknetzbetreiber erst einmal zufrieden sein, sie hatten sich von vornherein für eine Versteigerung des Spektrums stark gemacht. Einen neuen Konkurrenten, der dazu noch vergleichsweise leicht an die begehrten Frequenzen gekommen ist, wollten die etablierten Mobilfunkriesen verhindern. Auf den Wellen im US-Luftraum herrscht Gedränge, die wenigen noch erhältlichen Frequenzen sind heiß begehrt. Sie gelten als letzte Chance, noch in den Breitbandzugangsmarkt einzusteigen oder eine etablierte Marktposition auszubauen. Bei der Auktion eines Spektrums im 700-MHz-Band geben sich im Januar alle Branchengrößen ein Stelldichein, und auch an den größer werdenden Lücken im Fernsehspektrum hat schon ein Konsortium Interesse geäußert.

Unklar ist, wie M2Z nun weiter verfahren wird. Das Unternehmen will im Rahmen der Möglichkeiten weitermachen, sagte CEO John Muleta, selbst ein ehemaliger FCC-Mitarbeiter. Welche Möglichkeiten das konkret sind, wollte er nicht ausführen. Möglich ist eine formaler Einspruch gegen die FCC-Entscheidung, aber auch der Weg vor ein ordentliches Gericht: Die FCC hatte sich Zeit gelassen, über den Antrag zu entscheiden. Normalerweise sehen die FCC-Regularien eine Frist von einem Jahr vor. M2Z hatte seinen Antrag im Mai 2006 eingereicht und zuletzt damit gedroht, die FCC gerichtlich zu einer Entscheidung zwingen zu wollen. Die Regulierungsbehörde war dagegen der Ansicht, die Frist habe erst mit einigen Anfang September 2006 nachträglich eingereichten Dokumenten begonnen.

Die Ablehnung der Anträge ist ein weiterer Rückschlag für die zahlreichen Ansätze, der US-Bevölkerung zu einem kostenlosen WLAN-Zugang zu verhelfen. Während der Internet-Riese Google seinen Firmensitz Mountain View immerhin schon seit einem Jahr bestrahlt, sieht es für andere Projekte derzeit nicht gut aus. Earthlink, als Provider einer der treibenden Kräfte hinter einigen städtischen WLAN-Projekten, zieht sich mit finanziellen Problemen weitgehend zurück.

Nicht nur Earthlinks Notbremse wirft die Frage auf, ob die Annahmen zur Wirtschaftlichkeit und Finanzierung solcher Projekte nicht einer erneuten Überprüfung bedürfen. Skeptiker schätzen, dass die in der Regel schmalen Zugänge nicht attraktiv genug seien, um auch ausreichend Werbekunden auf den Dienst zu locken. Darüber hinaus sind die Kosten für den Rollout der Netze wohl auch schwer zu kalkulieren. Earthlink hätte in San Francisco mehr Sendestationen als ursprünglich angenommen aufbauen müssen, um die verabredete Netzabdeckung leisten zu können. (vbr)