US-Senator: Gefährliche und illegale Arbeitsbedingungen in Amazons Lagerhäusern

Bernie Sanders leitet Untersuchung Amazons ein. Die Lagerhäuser hätten eine miserable Sicherheitsbilanz. Amazon solle mehr in Arbeitsbedingungen investieren.

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Lagerhaus mit Amazon-Paketen

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

US-Senator Bernie Sanders hat mit einem offenen Brief an Amazon-Chef Andy Jassy eine offizielle Untersuchung des weltgrößten Onlinehändlers eingeleitet wegen "gefährlicher und illegaler Bedingungen in Amazons Lagerhäusern". Dabei geht es um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter sowie deren medizinische Versorgung. In einer ersten Reaktion widerspricht Amazon entschieden und verweist auf den Rückgang von Verletzungen in den letzten Jahren.

Sanders ist im US-Senat Vertreter des Bundesstaates Vermont und Leiter des Ausschusses für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten. In seinem Brief an Jassy erklärt er, die Arbeitsbedingungen seien "einzigartig gefährlich", da es sich um "körperlich anstrengende Arbeit" handelt, wobei die Angestellten "aggressive Produktivitätsziele" hätten. Zudem sei die medizinische Versorgung vor Ort nicht ausreichend.

Bei Twitter legt Sanders nach. "Amazon ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt im Besitz von Jeff Bezos, einem der vermögendsten Männer der Welt", erklärt Sanders in einem Tweet. "Amazon sollte der sicherste Arbeitsplatz in Amerika sein, nicht einer der gefährlichsten." Angesichts der letztjährigen Aktienrückkäufe in Höhe von 6 Milliarden US-Dollar könne sich Amazon leisten, die Lagerhäuser sicherer zu machen.

Deshalb fordert Sanders, dass "Amazon seine Mitarbeiter nicht über ihre Grenzen hinaus drängen und sie zu entlassen, wenn sie nicht mehr nützlich sind". Gleichzeitig kritisiert er das Profitstreben des Konzerns, denn dadurch "opfere Amazon die Körper der Mitarbeiter unter dem ständigen Druck eines Überwachungssystems", das unmögliche Ziele verlangt. Er verweist zudem auf mindestens 50 Vorladungen der US-amerikanischen Arbeitssicherheit- und Gesundheitsbehörde "wegen Verstößen gegen Gesundheits- und Sicherheitsgesetze am Arbeitsplatz". Amazon hat allerdings gegen alle Vorwürfe Berufung eingelegt.

Auch die im Brief genannten Vorwürfe von Sanders weist Amazon zurück. "Wir nehmen die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter sehr ernst", erklärt Amazon-Sprecher Steve Kelly laut NBC News in einer Stellungnahme. "Es wird immer Möglichkeiten zur Verbesserung geben, aber wir sind stolz auf die Fortschritte, die wir gemacht haben. Dazu gehört eine Reduzierung der meldepflichtigen Verletzungen in unseren US-Betrieben um 23 Prozent seit 2019."

Amazon habe in den letzten vier Jahren mehr als 1 Milliarde Dollar in Sicherheitsinitiativen, -projekte und -programme investiert. Zudem wurde die Rate der meldepflichtigen Vorfälle nach Firmenangaben von 2021 bis 2022 um 11 Prozent gesenkt. Von 2019 bis 2022 habe sich diese Rate sogar um mehr als Doppelte dieses Prozentsatzes verbessert.

In seinem Brief fordert Sanders Amazon auf, aktuelle Informationen etwa über die Mitarbeiterfluktuation, Kosten bestimmter empfohlener Sicherheitsmaßnahmen, die vermeintlich höheren Verletzungen in Roboter-unterstützten Lagerhäusern und zur gesundheitlichen Versorgung der Mitarbeiter bereitzustellen. Zeit hat Amazon dafür bis zum 5. Juli 2023. Auch eine Vorladung in den Senat schließt Sanders nicht aus.

(fds)