US-Universitäten sollen stärker gegen Filesharing vorgehen

Vor einem Kongressausschuss forderten Vertreter der Musik- und Filmindustrie die Universitäten auf, effektiver gegen Filesharing auf dem Campus vorzugehen.

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Von
  • Monika Ermert

Amerikanische Universitäten sollen stärker gegen den illegalen Austausch von urheberrechtlich geschützten Inhalten in ihren Netzen vorgehen. Das forderten Vertreter des US-Verbandes der Musikindustrie (RIAA) und der Motion Picture Association of America (MPAA) am gestrigen Dienstag bei einer Anhörung des Kongress-Unterausschusses "Wettbewerbsfähigkeit fürs 21. Jahrhundert" zu möglichen Maßnahmen gegen Filesharing auf dem Campus, das der Industrie schon lange ein Dorn im Auge ist.

"Die Technologie ist da", sagte MPAA-Chef Dan Glickman. Doch viele Universitäten setzten sie nicht ein. Moderne Filtersysteme seien bestens geeignet, um urheberrechtlich geschützte Inhalte aus Universitätsnetzen auszufiltern, erklärte RIAA-Präsident Cary Sherman vor den Abgeordneten. Kollateralschäden, etwa die Unterdrückung des Zugangs zu frei verfügbaren Inhalten könnten so ausgeschlossen werden. Die Industrievertreter verwiesen einmal mehr auf den wirtschaftlichen Schaden, den sie für ihre Branchen durch die "illegalen Downloads" errechnet haben. Piraterie sei das größte wirtschaftliche Hindernis für die Filmindustrie, beklagte Glickman. Einer Studie zufolge habe die US-Filmindustrie im vergangenen Jahr weltweit 6,1 Milliarden US Dollar durch Piraterie eingebüßt. Von den Verlusten auf dem US-Markt gingen laut Glickman rund 500 Millionen US-Dollar oder 44 Prozent auf die Kappe amerikanischer Collegestudenten. Täglich würden 400.000 Filme illegal heruntergeladen.

Die Universitäten bemühten sich sehr wohl, hielt der Kanzler der University of Maryland, William Kirwan, dagegen. Man dürfe aber das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Kirwan schwebt eine Gesamtstrategie vor, die ethische Richtlinien, technische Schutzmaßnahmen, aber auch legale Angebote umfassen solle. Das sehem die beiden anderen Vertreter des Bildungssektors ähnlich. Auch für Cheryl Elzy, Dekanin der Bibliotheken der Illinois State University, ist ein akzeptables Angebot für eine legale Flatrate ein wichtiger Bestandteil eines solchen Konzepts. Sie verwies auf das "Good Digital Citizen Project". Darin sollen mögliche Maßnahmen entworfen werden, die nicht zuletzt auf eine "Verhaltensänderung" bei den Studierenden abzielten. Immerhin verließen rund 1000 Lehrer jährlich ihre Universität, die wiederum als Multiplikatoren in die Schulen gingen.

In China erprobt Terry Fisher, Chef des Berkman Center for Internet and Society in Harvard, ein anderes Modell. 20 Millionen Studierende sollen dort demnächst eine Gebühr entrichten, mit der die Universitäten die Ansprüche der Rechteinhaber befriedigen. Fisher sagte, diese Variante erlaube mehr Flexibilität bei der Nutzung von P2P und sei letztlich auch im Sinne der Urheberrechtsinhaber. Eine mögliche gesetzliche Verpflichtung der Unis, P2P grundsätzlich zu filtern, lehnt Fisher dagegen ab.

Auch die Abgeordneten zeigten sich zurückhaltend, was eine weitere Regulierung angeht. Im März hatten sie einer gesetzlichen Regelung zugestimmt, die Universitäten erlaubt, finanzielle Mittel auf das Piraterieproblem zu verwenden (College Access and Opportunity Act). Allerdings muss der Senat dem noch zustimmen. Gestern lobten die Abgeordneten aber vielmehr die existierende Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unterhaltungsindustrie im Rahmen des "Joint Committee of the Higher Education and Entertainment Communities Technology Task Force", dessen Vizevorsitz Kirwan kürzlich übernommen hat. Manchem Kritiker gilt dies freilich als unheilige Allianz, mit der die Unis zu Vertriebskanälen der Unterhaltungsindustrie gemacht werden sollen. (Monika Ermert) / (vbr)