USA: Kritik an neuen RFID-Ausweisen

Forscher weisen bei neuen Führerscheinen und Reisepasskarten Sicherheitslücken nach.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Ab nächsten Sommer benötigen die US-Bürger einen Reisepass, wenn sie nach Kanada, Mexiko, Bermuda oder in die Karibik wollen. Die Regierung macht nur eine Ausnahme: Besitzt der Reisende eine der neuen elektronisch lesbaren Reisepasskarten oder einen der erweiterten Führerscheine, mit deren Ausgabe die Staaten Washington und New York nun begonnen haben, darf er auch ohne den "Großen" über die Grenze. Nur für Reisen über Land oder See gültig, "bieten diese neuen Identifizierungsmethoden Menschen, die nicht mit dem Flugzeug unterwegs sind, eine kostengünstige Alternative", heißt es von Seiten der zuständigen Behörden.

Die dabei verwendete RFID-Technik ist unter Datenschützern jedoch umstritten, seit sie Ende der Neunzigerjahre erstmals in der Warenlogistik verwendet wurde. Die in den neuen Karten enthaltene RFID-Technik basiert auf so genannten "Electronic Product Code"-Tags (EPCs), die an Barcodes angelehnt sind. Ein Forscherteam der University of Washington untersuchte unter der Mithilfe des Sicherheitsanbieters RSA nun die verwendete Technik. Das Ergebnis ist eher negativ, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe. So kritisieren die Wissenschaftler unter anderem die hohe Reichweite der Tags – sie sollen sich noch aus 45 Metern Entfernung auslesen lassen. Außerdem ließ sich bei den Washingtoner Führerscheinen nachweisen, dass sie mit relativ simpler Technik auf ein "Kill"-Kommando lauschten und sich so selbst deaktivierten.

Bislang nehmen die Behörden die Kritik allerdings nicht ernst. Gigi Zenk, Sprecherin der zuständigen Ausgabestelle des Bundesstaates Washington, meint, der Staat habe es Dritten gegenüber für illegal erklärt, RFID-Tags ohne Einverständnis ihres Besitzers auszulesen. Sie und andere Behördenvertreter betonen außerdem, dass jeder, der Angst um seine Privatsphäre hat, auch so genannte "Privacy Sleeves" verwenden könne – Hüllen, die Funksignale blockieren sollen, sodass RFIDs nicht mehr so leicht aus der Ferne ausgelesen werden können. Man liefere sie mit jedem Ausweis mit. Die Forscher der University of Washington fanden allerdings heraus, dass diese Technik nicht immer funktioniert: Die Hüllen blockierten Funksignale beispielsweise nicht, wenn sie zerknittert waren.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)