USA: Mehr ausländische IT-Experten notwendig

Ein vom amerikanischen Kongress einberufenes Komitee hat seinen Bericht über die Arbeitskräfteknappheit im IT-Bereich vorgelegt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Erst einmal hatte Präsident Bill Clinton durch seine Unterschrift die Tatsachen geschaffen. Auf Druck der Industrie können jetzt 195.000 weitere Computerexperten aus dem Ausland ein sogenanntes H-1B-Visa erhalten, das Vorbild für die deutsche Green Card, um den Arbeitskräftemangel im IT-Bereich auszugleichen.

Die Zahlen, die von der Branche angegeben werden, gehen nicht nur in Deutschland leicht in die Hunderttausende, sondern in den USA gleich in die Millionen. Bis zu 600.000 neue Fachkräfte sollen in den nächsten 6 Jahren in den USA mit zeitlich begrenzten Arbeitsgenehmigungen arbeiten dürfen.

Nachdem das Thema des Arbeitskräftemangels in den USA im letzten Jahr heiß diskutiert wurde, hatte der Kongress das Komitee beim National Research Council eingesetzt, um einen Situationsbericht und Vorschläge zu machen. Vorsichtig die weitere Zulassung befürwortend, kommt der jetzt veröffentlichte Bericht des Komitees, dessen Mitglieder vornehmlich aus Universitäten, aber auch aus Firmen wie Microsoft und Intel stammen, zu dem Schluss, dass ausländische Experten die Knappheit im Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte zwar mindern können, aber dass es genau so wichtig sei, die Menschen in den USA besser auszubilden. Das Problem sei überdies so komplex, dass es keine einzelne Lösung gebe. Ohne weitere Zulassung ausländischer Experten seien jedoch ein geringeres Wirtschaftswachstum und Lohnsteigerungen wegen der Knappheit an Fachkräften auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu erwarten.

Demographisch jedenfalls sind die "harten" IT-Experten, die für die Entwicklung, Herstellung und Spezifizierung von IT-Produkten und -Diensten verantwortlich sind und etwa die Hälfte aller IT-Experten stellen, noch vorwiegend männlich, weiß, jünger als der Durchschnitt der Erwerbstätigen und in den USA geboren. Sie haben meist einen Universitätsabschluss, auch wenn der normalerweise nicht aus einem mit IT zusammenhängenden Fach stammt. Die Trends würden allerdings zeigen, dass hier schnell Vielfalt einziehe, was Rasse, Geburtsland, Geschlecht und sogar das Alter angeht. Zahlen würden belegen, dass IT-Experten über 40 eher als die jüngeren ihren Job verlieren. Allerdings würden sie ebenso schnell und mit einer ebensolchen Wahrscheinlichkeit wieder einen Job wie die jüngeren finden. Festzustellen sei aber, auch wenn dies nicht statistisch signifikant ist, dass die älteren IT-Experten bei einer Neueinstellung eher einen geringeren Lohn erhalten, während dies bei den jüngeren umgekehrt ist.

Um mögliche negative Auswirkungen durch befristete Arbeitsgenehmigungen mit H-1B-Visas zu begegnen, bei denen die ausländischen Angestellten beispielsweise leichter "erpressbar" sind, weil es für sie schwierig ist, den Arbeitgeber und den Wohnort zu wechseln, plädieren die Autoren für bestimme Maßnahmen. Die ausländeischen Experten sollen leichter den Job wechseln und auch schneller und einfacher in den Genuss einer Green Card kommen, die, anders als in Deutschland, eine permanente Aufenthaltsgenehmigung darstellt. Die Zahl der ausgegebenen Green Cards müsse auch mit der Zahl der genehmigten Visas steigen, da man nur so langfristig die richtigen Einwanderer vor dem Hintergrund einer wachsenden Globalisierung der amerikanischen Wirtschaft erhalte.

Andere Mittel zur Behebung der Arbeitskräfteknappheit im IT-Bereich seien die Erhöhung des Anteils an Frauen und von Menschen aus Minoritäten. Arbeitergeber sollten die Fortbildung ihrer Angestellten fördern, und diese müssten gerade in dem sich schnell verändernden IT-Bereich kontinuierlich lernen, um Schritt halten zu können. Natürlich müsse auch die schulische und universitäre Ausbildung verbessert werden, insbesondere was Mathematik angeht.

Mehr in Telepolis: Mehr ausländische IT-Experten zu besseren Bedingungen ins Land holen. (fr)