USA: Pentagon beauftragt Gesichtserkennung für autonom agierende Drohnen

Die Air Force vergibt ein Programm an RealNetworks, damit Drohnen bei der Erkennung eines Gesichts selbständig reagieren. Das wirft ethische Fragen auf.

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Eine Überwachungsdrohne Northrop Grumman RQ-4B Global Hawk der United States Air Foce

(Bild: viper-zero / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Vereinigten Staaten statten ihre militärischen Drohnen mit Gesichtserkennungsfunktionen aus, die es ihnen ermöglichen, autonom zu reagieren. Das berichtet die spanische Tageszeitung El País am Montag.

Dem Bericht zufolge hat das Pentagon das in Seattle ansässige Unternehmen RealNetworks mit einem Projekt zur Implementierung von Gesichtserkennung in kleinen autonomen Drohnen zur Identifizierung und Aufklärungsarbeit beauftragt, wie es auf der Website der US-Regierung zur Förderung von Innovation und Technologietransfer in kleinen und mittleren Unternehmen heißt.

Laut Projektbeschreibung sollen die Systeme dazu dienen, dem ferngesteuerten menschlichen Bediener praktische Informationen zu liefern, und außerdem "die Möglichkeit bieten, dass der Roboter in Echtzeit autonom reagiert". Das von RealNetworks entwickelte System basiert auf künstlicher Intelligenz.

RealNetworks habe bereits andere Projekte des Verteidigungsministeriums zur Gesichtserkennung erhalten, schreibt El País, darunter solche, die der Zugangskontrolle zu Sicherheitsbereichen, Rettungseinsätzen oder der Installation von Identifikationsprogrammen in autonomen vierbeinigen Robotern gewidmet sind. Das gehe aus offiziellen Unterlagen hervor, so das Blatt.

Das 2021 gestartete und Ende vergangenen Jahres beendete Projekt zur Anpassung der Gesichtserkennungssysteme an Drohnen belief sich lauf den Regierungsunterlagen auf 729.000 US-Dollar (rund 690.000 Euro zum aktuellen Wechselkurs).

Die Aufklärung durch Drohnen kann vielfältige Sicherheitsanwendungen haben, von der Überwachung von Anlagen bis zur Ortung von Verdächtigen. Unter US-Präsident Donald Trump plante die US-Regierung, Drohnen mit Gesichtserkennung an der Grenze einzusetzen. Auch der Einsatz von Drohnen für militärische Zwecke nimmt zu, wie der Krieg in der Ukraine zeigt. Russland greift dort auf Drohnen aus iranischer Produktion zurück; die Ukraine wiederum hat Drohnen zur Verteidigung eingesetzt.

Die US-Marine hat ihrerseits Projekte gestartet, um Schwarmdrohnen für militärische Zwecke zu nutzen. Die Vorhaben sollen Bau, Einsatz und Steuerung Tausender kleiner Drohnen, die sich autonom zusammenschließen können, erforschen. Ziel dabei ist es, Luftabwehrsysteme zu überwältigen, da diese nur eine begrenzte Anzahl an Angriffen gleichzeitig abdecken können.

Eine Drohne mit Gesichtserkennung auszustatten und ihr zu erlauben, autonom zu reagieren, bringe jedoch die Befürchtung mit sich, dass sie so programmiert werden könnte, dass sie jemanden aufspürt und tötet, mit den ethischen und rechtlichen Fragen, die ein solcher Einsatz aufwirft, gibt El País zu bedenken.

Die Vereinigten Staaten haben schon häufig Drohnen für Angriffe auf Terroristenführer und andere Feinde eingesetzt. In der Regel ermöglichen dabei andere Quellen die Identifizierung und das Gerät agiert nicht autonom, sondern wird ferngesteuert. Die Entwicklung autonom agierender Drohen weckt zudem die Befürchtung, dass diese von Kriminellen und terroristischen Organisationen für Angriffe auf ihre Ziele eingesetzt werden könnten.

(akn)