USA verlängern Aufsicht über IANA noch einmal

Der Zeitplan war ambitioniert. Zu ambitioniert: Nun ist es offiziell, dass die USA ihre Aufsichtsrolle über die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) noch eine Weile lang spielen werden.

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Lawrence Strickling, Kavouss Arasteh und Michael Niebel: 53. ICANN-Tagung

Lawrence Strickling (NTIA; sitzend) im Gespräch mit Kavouss Arasteh (Iran) und Michael Niebel (EU-Kommission) – die Aufgabe der US-Aufsicht über die IANA ist das zentrale Thema der 53. ICANN Tagung.

(Bild: ICANN, CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die US National Telecommunications and Information Administration (NTIA) wird ihren Vertrag über Betrieb zentraler Netzfunktionen noch einmal verlängern. NTIA-Chef Lawrence Strickling sagte am Sonntag unmittelbar vor dem offiziellen Beginn des 53. Treffens der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in Buenos Aires, der Rückzug der US-Aufsicht zum 30. September sei nicht mehr zu schaffen. Dann läuft der aktuelle Vertrag der NTIA mit der ICANN über den Betrieb der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) aus. Die US-Kontrolle über IANA, insbesondere die zentrale Rootzone des DNS, ist seit Jahren ein internationaler Zankapfel.

ICANN, IANA & Co.: Die Verwaltung des Internets

Diverse Organisationen sind für die Verwaltung des Internets zuständig - die ICANN und die ihr zugeordnete IANA etwa verwalten die weltweiten IP-Adressen und die DNS-Rootzone, die IETF ist für die Protokollstandards verantwortlich. Bis vor kurzem noch bedingte sich die USA die letzte Entscheidungsgewalt aus.

Die ICANN soll nach bisherigen Plänen als ständiger Betreiber der "Post Transition-IANA” (PTI) installiert werden. Die IANA – beziehungsweise die PTI – soll nach den Vorschlägen ein Tochterunternehmen der ICANN werden. Die Arbeitsgruppe, die die Kontrolle des ICANN-Vorstandes durch die Community verbessern und Streitschlichtungsmechanismen entwerfen soll (die "CCWG"), wird nach eigenem Plan noch bis Mitte Oktober benötigen, um ihre Arbeit samt einer zweiten globalen Konsultation abzuschließen.

Auf eine echte Entflechtung von ICANN und IANA zu verzichten ist nach Ansicht Brasiliens ein Fehler. Viel zu sehr hätten die Arbeitsgruppen der ICANN versucht, den Status Quo zu erhalten, sagte Brasiliens Vertreter im Regierungsbeirat und sprach von einer regelrechten Zwangsjacke eines vorgegebenen Modells und auch des kalifornischen Rechts. Echte Unabhängigkeit hätte aber auch ein Stück Instabilität bedeuten können, mindestens für den Übergang, meinte Jonathan Robinson, der die CCWG leitet.

Nicht recht glücklich mit der ausufernden Debatte bei der ICANN sind die beiden anderen "IANA-Kunden", die Internet Engineering Task Force und die regionalen Adressverwalter. Sie drängen mittlerweile recht offen darauf, den Übergang in Phasen anzugehen, denn ihre Vorschläge für ihr Verhältnis zur PTI liegen längst auf dem Tisch. Der gesamte Prozesses dürfte sich ohnehin über viele Monate strecken.

Strickling sagte, wenn der Gesamtvorschlag vorliege, bedürften Administration und Kongress mindestens vier bis fünf Monate, diesen abzusegnen. Die gute Nachricht sei, dass im US-Kongress mittlerweile nicht mehr über das Ob, sondern das Wie der Übergabe diskutiert werde. Danach will die NTIA noch die Implementierung abwarten, bevor sie den Vertrag mit der ICANN endgültig löst. (anw)