Ubisoft Quartz: NFT-Ausrüstung für Shooter "Ghost Recon Breakpoint"

Ubisoft verteilt erstmals NFT-Gegenstände für einen Online-Shooter: Für "Ghost Recon Breakpoint" gibt es bald einzigartige Helme und Waffen.

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Screenshot aus "FIFA 22" von Electronic Arts: Künftige Spiele des Publishers könnten NFTs enthalten.

(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 4 Min.
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Ubisoft bietet erstmals NFT-Inhalte für eines seiner großen Videospiele an: Bald sollen Spielerinnen und Spieler einzigartige Ausrüstungsstücke für den Online-Shooter "Ghost Recon Breakpoint" kaufen können. Die ersten drei Items, ein Waffen-Skin, ein Helm und Hosen, werden kostenlos verteilt.

Sein NFT-Programm nennt Ubisoft "Quartz", die einzigartigen Blockhain-Items bezeichnet der französische Publisher als "Digits". Verteilt werden sie ab dem 9. Dezember in der Windows-Version von "Ghost Recon Breakpoint". Was sie von herkömmlichen Skins und anderen Zusatzinhalten unterscheidet: Jedes Digit ist mit einer individuellen Seriennummer ausgestattet, die über die Blockchain einem Besitzer oder einer Besitzerin zugeordnet ist. In der Praxis sehen also alle Kosmetik-Items identisch aus – mit Ausnahme der individuellen Nummer. Künftig ist es dagegen denkbar, dass Ubisoft kostenpflichtige und auch optisch einzigartige NFT-Gegenstände anbietet.

Non-Fungible Tokens, kurz NFTs, lassen sich am einfachsten als digitale Besitzurkunde beschreiben. Der Hash eines Datenpakets, das von der Urheberin oder dem Urheber der Originaldatei auf einer Blockchain-Infrastruktur mit einem privaten Key signiert wird, lässt sich mit solchen Tokens öffentlich nachvollziehbar verwalten. Ubisoft betont, NFT-Items könnten weiterverkauft werden – theoretisch auch auf externen Plattformen außerhalb des Ubisoft-Ökosystems.

Ubisofts NFT-Inhalte nutzen die Blockchain Tezos, die auf einem Proof-of-Stake-Mechanismus basiert und laut dem französischen Publisher erheblich weniger Energie benötigt als Proof-of-Work-Blockchains wie Bitcoin oder Ethereum. "Ubisoft Quartz ist der erste Schritt in unserer ehrgeizigen Vision für ein echtes Metaverse. Und es hätte nicht zum Leben erweckt werden können, ohne die anfänglichen Beschränkungen der Blockchain in Form von Skalierbarkeit und Energieverbrauch für Spiele zu überwinden", sagte Ubisoft-Manager Nicolas Pouard.

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Die für "Ghost Recon Breakpoint" verteilten NFT-Inhalte sind rein kosmetischer Natur, bieten also keinerlei spielerischen Vorteil. In Zukunft könnte Ubisoft versuchen, diese einzigartigen Inhalte über seine Spiele hinweg verfügbar zu machen: Ein Helm aus "Ghost Recon" könnte dann etwa auch in "The Division" oder "Far Cry" genutzt werden. Mit solchen Gedankenspielen rechtfertigen NFT-Befürworter den vermeintlichen Mehrwert von NFTs für Spielerinnen und Spieler. Die ersten Reaktionen aus der Community auf Ubisoft Quartz sind allerdings weitgehend negativ.

Ubisoft hatte bereits bei der Bekanntgabe seiner jüngsten Quartalszahlen den Wert von NFTs für die Spielebranche betont. "Wir halten die Blockchain für eine Revolution der Branche", sagte CEO Yves Guillemot im Gespräch mit Investoren. Guillemot stellt sich Titel vor, in denen Spielerinnen und Spieler Zusatzinhalte nicht nur sammeln, sondern auch besitzen können.

Auch Konkurrent EA könnte künftig Blockchain-Items verteilen oder verkaufen. Derartige Inhalte seien die Zukunft der Spieleindustrie, sagte EA-Chef Andrew Wilson beim Investorengespräch. "Sammelbare digitale Inhalte werden ein wichtiger Teil unserer Zukunft." Noch sei es zu früh für konkrete Pläne, aber EA befinde sich in "einer richtig guten Position", meint Wilson.

Um NFT-Inhalte für Videospiele könnte sich ein Markt bilden: Schon in aktuellen Videospielen ist es gängig, dass man Zusatzinhalte freispielen kann und in bestimmten Fällen tauschen oder sogar verkaufen kann. Einzigartige NFT-Inhalte könnten auf solchen Marktplätzen theoretisch hohe Summen erzielen. Die Branche bezeichnet das Konzept als "Play-to-Earn".

Videospiele mit NFT-Inhalten sind aber umstritten: Valve hat bereits bekannt gegeben, auf seiner Spieleplattform Steam keine NFT-Games anbieten zu wollen. Ob Valve dieser Linie treu bleibt, wenn immer mehr große Spieleunternehmen auf den Zug aufspringen, bleibt abzuwarten. "Ghost Recon Breakpoint" wird ohnehin nicht auf Steam angeboten – möglicherweise ein Grund dafür, dass Ubisoft zuerst in "Ghost Recon" mit NFTs experimentiert und nicht etwa mit dem auf Steam angebotenen "Rainbow Six: Siege".

Auch für die USK dürften mit NFTs verknüpfte Spielinhalte relevant sein: Lootboxen gelten derweil etwa als simuliertes Glücksspiel, weil die dadurch gewonnenen Inhalte laut USK-Definition keinen echten Geldwert haben. Es ist denkbar, dass NFT-Inhalte nicht mehr in dieses Schlupfloch passen und möglicherweise als echtes Glücksspiel eingestuft werden, wenn sie beispielsweise über Lootboxen vertrieben werden. Damit ist es denkbar, dass solche Spiele nicht für Jugendliche zugelassen werden. "Ghost Recon Breakpoint" wurde von der USK ohnehin ab 18 Jahren freigegeben.

(dahe)