Ubuntu Core 24: Canonicals IoT-Linux jetzt mit Landscape administrieren

Erwartungsgemäß liefert Canonical nach Ubuntu Linux 24.04 nun dessen Embedded-Variante Ubuntu Core 24. Sie richtet sich an IoT-, Edge- und Roboter-Hersteller.

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Ubuntu LTS Symbolbild

(Bild: iX)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz

Canonical hat Ubuntu Core 24 veröffentlicht. Es folgt dem regulären Ubuntu Linux 24 wie üblich mit einem guten Monat Abstand und übernimmt dabei einen großen Teil der Neuerungen, etwa einen neuen Kernel und ein umfassend renoviertes Userland. Für die Linux-Distribution, die sich vor allem an IoT- und Edge-Einsatzzwecke richtet, haben die Canonical-Entwickler sich aber auch einige Neuerungen ausgedacht.

Das Funktionsprinzip von Ubuntu Core bleibt dabei unverändert: Wie bisher besteht es unter der Haube aus einzelnen Containern mit verschiedenen Komponenten, die ausschließlich über definierte Pfade miteinander interagieren und kommunizieren dürfen. Die direkte Installation von Software in Ubuntu Core ist strikt untersagt; stattdessen können Hersteller, die Ubuntu Core als Grundlage für ein IoT-Gerät nutzen, eigene Anwendungen in Containerform beisteuern. Ubuntu Core selbst kümmert sich vor allem um die Verwaltung dieser Container. So stehen definierte Prozeduren für das Update einzelner Container ebenso zur Verfügung wie für das Update des gesamten Systems.

Gerade bei IoT-Geräten sind Updates eine heikle Prozedur – denn geht dabei etwas schief, verwandelt ein Anbieter im ungünstigsten Fall sämtliche ausgelieferten eigenen Geräte mit einem Schlag in extravagante Briefbeschwerer. Damit genau das nicht passiert, bietet Ubuntu Core für Updates, die sich aus der Ferne und sogar in Air-Gapped-Umgebungen anstoßen lassen, auch Rollback-Szenarien und diverse Backup-Optionen. Neu hinzu kommt in Ubuntu Core 24 zudem die Option der Validation Sets: Das sind vom ausliefernden Unternehmen signierte Manifeste, die definieren, welche Versionen welcher Container zusammen installiert sein müssen, um die perfekte Funktionalität zu garantieren.

Dem KI-Megahype kann sich freilich auch Canonical nicht entziehen. Entsprechend verspricht Ubuntu Core 24 da ganz viel: Erstmals bietet es etwa Unterstützung für eingebettete GPUs an, mit denen sich für künstliche Intelligenz oft nötige Berechnungen hardwareunterstützt durchführen lassen. Diese wandern dadurch näher an ihren eigentlichen Einsatzort. Canonical selbst führt als Beispiel Projektoren zur Darstellung holografischer Bilder an, die sich mit Ubuntu Core 24 deutlich besser betreiben lassen als mit der Vorgängerversion. Wie gut sich das Betriebssystem tatsächlich für KI-Einsatzzwecke nutzen lässt und wie praktisch das im Alltag tatsächlich wird, bleibt vorerst aber abzuwarten.

Schon jetzt ganz praktische Effekte hingegen entfaltet die in Ubuntu Core 24 neue Integration des Systems in Canonicals Lifecycle-Manager Landscape. Wie reguläre Server lassen sich IoT- und Edge-Geräte auf Ubuntu-Basis damit künftig per Landscape verwalten. Wer die Software nicht einsetzen will, greift alternativ zu Microsoft Azure IoT Edge, das ähnliche Funktionen bietet und in der Industrie zudem deutlich weiter verbreitet ist.

Gute Neuigkeiten bringt Ubuntu Core 24 zudem für die Entwickler von Robotern. Für sie gibt es ein eigenes Open-Source-Projekt, das Robot Operating System (ROS), das viele für den Betrieb von Robotern typischerweise notwendige Komponenten enthält. Die Installation der ROS-Komponenten war bis dato recht aufwendig, obwohl Ubuntu Core als Grundlage für den Betrieb von Robotern eigentlich hervorragend geeignet ist. In Ubuntu Core 24 ist damit Schluss: Canonical selbst hat weite Teile von ROS nun in das System integriert und liefert entsprechende Snap-Container aus.

Wer bis dato Geräte mit Ubuntu Core 22 betreibt, sollte sich über einen Umstieg auf Ubuntu Core 24 zeitnah Gedanken machen. Zwar kam schon Version 22 mit langer Unterstützung daher, viele hilfreiche Neuerungen im neuen Release dürften aber Ansporn für ein Update sein. Zumal das mit noch längerem Support daherkommt: bis zu 12 Jahre nämlich – wie bei Ubuntu Linux 24.

(fo)