Ubuntu arbeitet an systemd-Support für das Windows Subsystem for Linux

Wer Linux via WSL nutzt, muss bisher auf die zentrale Komponente systemd verzichten. Canonical arbeitet daran, es in seine WSL-Abbilder zu integrieren.

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Aufmacherbild WSL systemd

(Bild: Shutterstock.com / ronstik)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz

Beim Start eines jeden Linux-Systems kommt irgendwann der Moment, da der Kernel die Kontrolle an die Werkzeuge der jeweiligen Distribution übergibt – meist an "/sbin/init". Auf praktisch allen modernen Distributionen ist "init" heute ein Symlink auf systemd. Auch, wenn einige altgediente Adminstratoren dagegen Einwände haben: Die großen Distributionen jedenfalls haben sich auf systemd als Standard geeinigt.

Das führt im Kontext von Microsofts Windows Subsystem for Linux (WSL) allerdings regelmäßig zu Ärger und teils erheblichen Kompatibilitätsproblemen. Denn der Betrieb von systemd ist im Emulationskonzept, das Microsoft für WSL implementiert, schlicht nicht vorgesehen; die Komponente fehlt dann auch in den WSL-Abbildern der verfügbaren Distributionen. Streng genommen gibt es in WSL gar keinen "richtigen" Systemstart.

Einen großen Teil der Dienste steuert WSL stattdessen mittels eines rudimentären Init-Systems selbst. Installiert ein WSL-Nutzer nun aber einen Dienst, der systemd im "normalen" Ubuntu bedingt, schlägt dessen Start in WSL fehl – falls die jeweiligen Pakete nicht speziell für WSL angepasst sind. Genau solche Modifikationen will WSL aber eigentlich vermeiden.

Systemd kommt auf normalen Linux-Systemen zur Verwaltung der Dienste zum Einsatz. Er fehlt bisher in WSL – was zu zahlreichen Kompatibilitätsproblemen führt.

(Bild: CC BY-SA / Tron Bårdgård)

Microsoft kennt das Problem -- und nennt in der eigenen Dokumentation zum Teil krude Workarounds. Darunter fällt im Beispiel von MongoDB etwa das Herunterladen von alten Init-Scripts, die den Dienst in WSL dann zum Laufen bringen sollen.

Canonical will dem Treiben internen Nachrichten zufolge nun allerdings ein Ende bereiten und systemd-Support in seine WSL-Abbilder integrieren. Einem Eintrag in Ubuntus Discourse-Forum zufolge enthalten interne Images für WSL bereits eine Proof-of-Concept-(PoC)-Version von systemd. Solche PoC-Implementierungen sind üblicherweise der zweite Schritt einer technischen Lösung auf dem Weg vom Konzept zur produktiv nutzbaren Lösung.

Einen Zeitpunkt, wann offizielle WSL-Abbilder diese systemd-Unterstützung erhalten, nannten die Entwickler bisher allerdings nicht. Völlig unklar ist damit auch, ob und wann die Verbesserungen bei den WSL-Images anderer Hersteller zur Verfügung stehen werden. Noch müssen sich WSL-Nutzer also etwas gedulden.

(dmk)