Überraschungsfund: Astrofotografen entdecken Riesennebel bei Andromedagalaxie

Die Nachbargalaxie der Milchstraße gehört zu den meistfotografierten Objekten am Firmament. Trotzdem sind auch für Amateure noch überraschende Funde möglich.

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Die jetzt entdeckte Struktur (oben links) auf übereinandergelegten Aufnahmen der Andromedagalaxie im sichtbaren Licht, mit Hα-Filter (rote Gebiete) und OIII-Filter (türkis)

(Bild: Yann Sainty und Marcel Drechsler)

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Eine Gruppe von Amateurastronomen hat überraschend eine bislang übersehene riesige Struktur in der Region der Andromedagalaxie entdeckt. Es könnte die größte derartige Struktur in der noch vergleichsweise nahen Umgebung handeln, erklärt die Universität Innsbruck jetzt. Es handelt sich um einen riesigen Nebel, der nur zu sehen ist, wenn man bei den Beobachtungen auf die Emissionen von doppelt ionisiertem Sauerstoff filtert. Wegen der enormen Ausdehnung der Struktur ist sie bei den üblichen Beobachtungen mit langen Brennweiten bislang offenbar einfach nicht sichtbar gewesen. Worum es sich genau handelt, ist unklar, ein Erklärungsansatz ist aber besonders spektakulär.

Wie das an der Entdeckung beteiligte Forschungsteam jetzt erklärt, gehört die Andromedagalaxie (Messier 31 = M31) seit der ersten Aufnahme 1888 zu den am meisten fotografierten astronomischen Objekten. Ohne technische Hilfsmittel ist die Nachbargalaxie das am weitesten entfernte Objekt, das mit bloßem Auge sichtbar ist. Bis vor wenigen Jahren seien für die Aufnahmen aber fast ausschließlich Breitbandfilter benutzt worden, um Licht im gesamten Spektrum einfangen zu können. Ambitionierte Astrofotografen und -fotografinnen würden inzwischen aber vermehrt schmalbandige Filter benutzen, die einzelne Emissionen hervorheben und dadurch bestimmte Strukturen sichtbar machen können.

Auf solch einer Aufnahme mit einem sogenannten OIII-Filter sind nun die drei Astrofotografen Yann Sainty, Marcel Drechsler und Xavier Strottner vergangenen August fündig geworden. Dieser Filter lässt fast ausschließlich die Wellenlänge des doppelt ionisierten Sauerstoffs passieren und macht so planetarische Nebel und die Überreste von Supernovae sichtbar (Sauerstoff bildet sich erst im Inneren von Sternen durch Kernfusion). Genau die zeigen die so gemachten Aufnahmen auch in der Andromedagalaxie, aber in unmittelbarer Nähe die neu entdeckten bogenförmigen Streifen. Um die sichtbar zu machen waren eine Gesamtbelichtungszeit von über 111 Stunden und langwierige Nachbearbeitungen nötig. Dabei haben die Amateure und etablierte Forscher zusammengearbeitet.

Durch mehrere Aufnahmen von verschiedenen Orten sei die Existenz des Objekts zweifelsfrei bestätigt worden, schreibt das Forschungsteam. Über die Natur des Objekts werde noch gerätselt. Die spektakulärste, aber spekulative Theorie besagt, dass die Emissionen durch die Kollision der äußerst dünnen Gashüllen um die Andromedagalaxie und die Milchstraße entstehen. Beide bewegen sich aufeinander zu und werden in mehreren Milliarden Jahren kollidieren. Sollte die Theorie stimmen, würden wir hier die Anfänge dieser Kollision sehen.

Möglich, aber unwahrscheinlich sei noch, dass es sich um den Überrest einer Supernova weit außerhalb der Galaxie handelt. Auch habe man diskutiert, ob es sich um ein Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen Stern- und Gezeitenströmen handeln könnte. Dagegen würden aber ebenfalls Beobachtungsdaten sprechen. Vorgestellt wird der Fund in einem nicht extern überprüften wissenschaftlichen Artikel in dem Fachmagazin Research Notes of the AAS.

(mho)