Preisdiskriminierung: Mastercard & Co unter der Lupe​

Browserverlauf, Aufenthaltsort, Bonität, bisherige Einkäufe und vielleicht der Akkustand fließen in Algorithmen, die Verbrauchern den maximalen Preis abringen.​

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(Bild: Who is Danny / Shutterstock.com)

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Daten sind wertvoll. Sie können andeuten, welchen Preis ein bestimmter Verbraucher für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu zahlen bereit ist. Zu den Datensätzen zählen beispielsweise der Browserverlauf, genutzte Software oder Geräte, Bonitätsbewertungen, bisherige Einkäufe oder Aufträge, Bewegungsmuster und vieles andere mehr. Anbieter wie Accenture, McKinsey und Mastercard haben entsprechende Datensammlungen und Algorithmen kombiniert und bieten Surveillance Pricing als Dienstleistung an (Überwachungspreisbestimmung). Dritte sollen mit dynamischen Preise möglichst viel verlangen – angepasst an den jeweiligen Kunden. Die US-Handelsaufsicht FTC (Federal Trade Commission) fürchtet nun negative Auswirkungen auf den Wettbewerb und eröffnet eine Untersuchung (Az. P246202).

Denn wer solche Algorithmen hat, schadet nicht nur den konkret betroffenen Konsumenten, sondern verschafft sich auch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber datenschutzfreundlicheren Mitbewerbern. Damit steigt auf diese der Druck, ebenfalls alle möglichen personenbezogenen Daten sammeln und auszuwerten zu lassen. Ein Teufelskreis. "Unternehmen, die die personenbezogenen Daten von Amerikanern ernten, riskieren deren Privatsphäre. Jetzt können Firmen diese erheblichen Mengen personenbezogener Informationen dazu verwenden, den Leuten höhere Preise abzuverlangen", sagte FTC-Vorsitzende Lina M. Khan, "Amerikaner verdienen, zu wissen, welche Firmen ihre detaillierten Verbraucherdaten dazu nutzen, um Überwachungspreise zu veranschlagen."

Ihre Behörde widmet sich jetzt acht Unternehmen, die die Berechnung höchstmöglicher Preise als Dienstleistung anbieten. Accenture, Bloomreach, JPMorgan Chase, Mastercard, McKinsey & Co., PROS, Revionics und Task Software sollen der FTC umfangreich Auskunft erteilen,

Die Fragen beziehen sich auf vier Bereiche:

  • Welche Arten von Surveillance Pricing jede Firma konkret entwickelt oder ausgerollt hat, wie das technisch umgesetzt ist und wie das genutzt wird oder genutzt werden soll.
  • Woher die jeweils genutzten Daten stammen und wer sie wie gesammelt hat
  • Welchen Firmen sie das Surveillance Pricing angeboten haben und wie diese das nutzen möchten
  • Die potenziellen Auswirkungen auf von Verbrauchern gezahlten Preise

Ein Großteil der Auskünfte dürfte allerdings als Geschäftsgeheimnis eingestuft und damit nicht öffentlich werden. Nicht befragt werden derzeit Unternehmen, die Überwachungspreise tatsächlich veranschlagen. Zu den üblichen Verdächtigen zählen Fluggesellschaften und alle möglichen Unternehmen, die ihre Angebote nur digital unterbreiten oder ihre Kunden zu bitte noch einer Smartphone-App drängen.

Der Fahrtenvermittler Uber hat schon 2016 ein interessantes Detail verraten: Demnach sind Kunden bereit, höhere Preis für Beförderungen zu zahlen, wenn der Akkustand ihres Handys gering ist. Die belgische Tageszeitung La Dernière Heure hat voriges Jahr in einem kleinen Feldversuch festgestellt, dass Ubers Preise für die selbe Route zum selben Zeitpunkt für unterschiedliche Konsumenten tatsächlich unterschiedlich ausfallen. Ein Merkmal laut dem Bericht: Der Akkustand. Uber stellte jedoch in Abrede, den Ladezustand der genutzten Geräte auszuwerten.

(ds)