Ukraine: AKW Saporischschja nach Beschuss erneut ohne Strom von außen

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja bekommt momentan den nötigen Strom von Dieselgenatoren, nachdem alle Reaktoren heruntergefahren wurden.

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Atomkraftwerk Saporischschja

(Bild: Energotaom, Archiv)

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Das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wird erneut nicht mehr extern mit Strom versorgt. Durch Beschuss sei die letzte Hochspannungsleitung, die das AKW von außen versorgte, beschädigt worden, teilte der Betreiber Energoatom mit. Kurz nach 23 Uhr am Mittwochabend (Ortszeit) seien alle 20 Dieselgeneratoren angeschaltet worden.

Die Reaktoren 1 bis 4 der insgesamt sechs Reaktoren in dem AKW befinden sich schon länger in einem "cold shutdown", Block 5 und 6 befanden sich in einem "hot shutdown", um das AKW selbst mit Wärmeenergie zu versorgen. Nun würden auch die letzten beiden Blöcke in einen kalten Zustand überführt, teilte Energoatom mit.

Auch wenn die Reaktoren heruntergefahren sind, müssen sie weiterhin gekühlt werden. Da der dafür nötige Strom nun nicht mehr von außen kommt, springen Dieselgeneratoren ein. Deren Kraftstoff reiche für 15 Tage, erklärte Energoatom. Da die Anlage von russischen Truppen besetzt sei und sich Vertreter des russischen Energie-Unternehmens Rosatom in die Arbeit einmischten, seien die Optionen beschränkt, das AKW in einem sicheren Zustand zu halten. Russland hatte das Atomkraftwerk Anfang Oktober nach der Annexion der Oblast Saporischschja in Besitz genommen.

Das AKW wurde Anfang März dieses Jahres von Russland besetzt. Seitdem fiel dort immer wieder die Stromversorgung von außen aus, zuletzt Mitte Oktober, weil die letzte 750-kW-Hauptstromleitung unterbrochen wurde. Diese konnte kurz darauf wiederhergestellt werden.

Ende Oktober warnte die ukrainische Seite davor, dass der zum Wasserkraftwerk Kachowka gehörende Staudamm am Fluss Dnipro beschädigt werden könnte. Das Wasserkraftwerk liegt südwestlich des AKW Saporischschja noch vor der Stadt Cherson, wie die deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit schildert. Das AKW bezieht Wasser für seine Kühlung aus dem Dnipro, genauer aus einem Becken, welches vom Fluss durch Dämme abgetrennt ist. Sollte der Kachowka-Staudamm brechen und dann der Pegelstand des Dnipro sinken, sei zunächst nicht mit einem abrupten Wasserverlust in diesem Kühlbecken zu rechnen. Da jedoch über einen sogenannten Abschlämmkanal eine Verbindung zwischen dem Kühlbecken und dem Dnipro bestehe, könne es hierüber grundsätzlich zu Verlust von Wasser aus dem Kühlbecken kommen.

(anw)