Ukraine: Russland nimmt AKW Saporischschja offiziell in Besitz

Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeordnet, dass das ukrainische Atomkraftwerk in die russische Wirtschaft integriert wird.

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Block 5 des AKW Saporischschja

(Bild: Energoatom)

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Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja soll offiziell in russischen Besitz übergehen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat dies am gestrigen Mittwoch in einem Erlass angeordnet. Demnach soll das AKW als ein Unternehmen Tochterunternehmen des russischen Energieversorgers Rosenergoatom werden. Es soll die Sicherheit des Kraftwerks gewährleisten, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA.

Aus Putins Erlass gehe hervor, dass alle Genehmigungen, die vor dem 30. September 2022 für das Atomkraftwerk erteilt wurden, gültig bleiben, bis Lizenzen erteilt worden sind, die dem russischen Recht entsprechen. Putin hat die russische Regierung angewiesen, für die nötigen finanziellen und anderen Ressourcen zum Betrieb des AKW zu sorgen.

Das AKW Saporischschja wurde Anfang März von russischen Truppen besetzt, es wird seitdem weiterhin von ukrainischem Personal betrieben. Es liegt in der gleichnamigen Oblast, die Russland Ende September annektierte. Momentan sind alle sechs Reaktoren des größten Atomkraftwerks Europas heruntergefahren. Nach einer Inspektion eines Teams der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) blieben zwei Mitarbeiter vor Ort.

Russland sei bereit, die Forderung der IAEA nach einer Schutzzone rund um das AKW zu bedenken, schreibt RIA weiter. IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi will vor diesem Hintergrund in den nächsten Tagen in die Ukraine und nach Russland reisen. Er zeigte sich wiederholt über die Arbeitsbedingungen in dem AKW besorgt, nicht zuletzt seitdem der Leiter des AKW vorübergehend entführt worden war.

Die IAEA-Mitarbeiter in Saporischschja berichteten laut einer Mitteilung, dass es in dem Industriegebiet zwischen dem AKW und der nahegelegenen Stadt Enerhodar erneut Beschuss gegeben habe. Zuvor hatten sie dort wiederholt Explosionen von Landminen vernommen, die vermutlich von Tieren ausgelöst wurden. Am AKW selbst seien keine Schäden entstanden.

Die Mitarbeiter haben laut IAEA weiter berichtet, in dem Atomkraftwerk werde geplant, Block 5 mit reduzierter Leistung wieder hochzufahren, um Dampf und Wärme für den Eigenbedarf zu produzieren. Dieser Vorgang werde einige Zeit dauern.

(anw)