Ukraine: Besetzung von Slavutych gefährdet Schichtwechsel im AKW Tschernobyl

Russische Truppen haben eine Stadt eingenommen, in der Personal des AKW Tschernobyl wohnt. In Charkiw wurde erneut ein radiologisches Labor beschossen.

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Blick in das New Safe Confinement von Block 4 des AKW Tschernobyl. Im Hintergrund der alte "Sarkophag" über dem durch eine Explosion zerstörten Reaktorgebäude.

(Bild: ChNPP (via GRS))

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Russisches Militär hat die ukrainische Stadt Slavutych in der Nordukraine besetzt, in der viele Menschen wohnen, die im nahegelegenen stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl arbeiten. Rafael Mariano Grossi Generaldirektor der Internationalen Atombehörde IAEA weist darauf hin, dass nun unklar sei, wann der nächste Schichtwechsel in dem AKW stattfinden könne.

Der bislang letzte Schichtwechsel des technischen Personals bestehend aus 210 Mitarbeitern fand am 21. März statt, nachdem es in Folge der russischen Invasion fast einen Monat lang im AKW Tschernobyl durchgearbeitet hatte. Die IAEA sorgt sich insbesondere um die Überwachung der Reaktorruine von Block 4 des AKW, der im April 1986 explodierte, und um die etwa 21.000 abgebrannten Brennelemente, die dort gelagert werden. Die Mitarbeiter in Tschernobyl sollten ihrer Arbeit ausgeruht und konzentriert ohne Druck nachgehen können, damit die Sicherheit nicht gefährdet werde, betonte die IAEA.

Ebenso sorgt sich die IAEA um eine nukleare Forschungseinrichtung in Charkiw in der Nordostukraine, die in dem Krieg Russlands gegen die Ukraine erneut unter Beschuss geraten sei. Es werde daran gearbeitet, eine Rakete, die dort einschlug und nicht explodiert war, zu bergen. An einem der Gebäude seien Schäden an der äußeren Wärmedämmung entstanden, schreibt die ukrainische Atomaufsicht SNRIU, auch ein anderes Gebäude sei äußerlich beschädigt worden.

In der Anlage in Charkiw werden Radionukleide für medizinische und industrielle Anwendungen entwickelt und produziert, das dort gelagerte Nuklearmaterial sei unterkritisch. Das dort tätige Personal habe die kerntechnische Anlage funktionstüchtig gehalten und in ein subkritisches Niveau gefahren, die Strahlung sei unterhalb der Grenzwerte. Die Anlage werde aber nicht mehr von außen mit Strom versorgt. Wegen der weiterhin anhaltenden Kämpfe in Charkiw sei die Gefahr groß, dass die Anlage stärker beschädigt werden könne, betont die SNRIU.

Von den 15 aktiven Reaktoren an vier Standorten in der Ukraine sind acht weiterhin in Betrieb, darunter zwei im von Russland kontrollierten Saporischschja, drei in Riwne, einer in Chmelnyzkyj und zwei in der Südukraine. Die anderen Reaktoren seien für regelmäßige Wartungsarbeiten abgeschaltet worden, teilte die IAEA mit und weiter, dass sie immer noch keine Messwerte aus der Sperrzone von Tschernobyl bekomme.

(anw)