Ukraine-Krieg: Russland liefert keine Raketentriebwerke mehr in die USA

Zwei US-Raketen werden von Triebwerken aus Russland angetrieben. Damit soll Schluss sein: Der Roskosmos-Chef empfiehlt Starts auf "Besenstielen".

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Noch am Dienstag war mit einer Atlas V der US-Wettersatellit GOES-T gestartet worden.

(Bild: United Launch Alliance)

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Russland will keine Raketentriebwerke mehr an die USA liefern, wo gegenwärtig noch die Trägerraketen Antares und Atlas V in Teilen auf russische Technik setzen. Der seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen äußerst aktive Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin sagte in einem Fernsehinterview, dass alle Lieferungen eingestellt würden. Bereits in die USA geschickte Triebwerke würden nicht mehr gewartet. "Sollen sie doch auf etwas anderes fliegen, ihren Besenstielen vielleicht, ich weiß es nicht", zitiert Reuters Rogosin.

Insgesamt habe sein Land 122 Triebwerke für die Atlas V geliefert, 98 davon seien gestartet. Für die restlichen 24 würde jetzt keine technische Hilfe mehr geleistet.

Bei den Triebwerken handelt es sich um zwei mit den ziemlich ähnlichen Namen RD-180 und RD-181. Beide werden von dem Unternehmen NPO Energomasch hergestellt, unterschieden sich trotz der fast gleichlautenden Bezeichnungen aber ziemlich. Das RD-180 wird als Haupttriebwerk der Rakete Atlas V der United Launch Alliance eingesetzt, einem Joint Venture von Boeing und Lockheed Martin. Mit der wurden unter anderem die Mars-Rover Perseverance und Curiosity zum Roten Planeten geschickt.

Die Abhängigkeit von russischer Technik bei der Rakete war in den USA schon länger kritisiert worden, weswegen die ULA mit der Vulcan einen Nachfolger entwickelt hat. Die Atlas V sollte mit den verbliebenen russischen Triebwerken noch starten und dann eingemottet werden. Zum Problem könnte also nur die fehlende technische Unterstützung werden.

Das Triebwerk RD-181 wiederum kommt in der Rakete Antares zum Einsatz, die mittlerweile Northrop Grumman gehört. Mit der werden seit Jahren die Frachtkapseln Cygnus zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Bis 2024 sollten für die Rakete 12 weitere Triebwerke an die USA geliefert werden, schreibt die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Rogosin. Eigentlich sei auch über den Verkauf verbesserter Versionen verhandelt worden. Beides werde unter den aktuellen Umständen aber nicht weiter vorangetrieben: "Wir glauben, dass wir die USA in der aktuellen Situation nicht mehr mit unseren besten Triebwerken versorgen können", meint Rogosin.

Die russische Raumfahrtbranche wird damit immer weiter isoliert. Wenige Stunden zuvor hatte Rogosin mit OneWeb einen der größten Kunden verprellt.

(mho)