Umfrage: Eclipse büßt erstmals an Popularität ein
Zum ersten Mal in der Geschichte der jährlich durchgeführten Eclipse Community Survey verliert die Entwicklungsumgebung an Popularität unter ihren eigenen Anwendern.
- Alexander Neumann
An der jährlichen großen Umfrage der Eclipse Foundation unter Entwicklern haben von Mitte April bis Mitte Mai 1020 Personen teilgenommen. Die Open-Source-Organisation will durch die Antworten mehr über die Anwender der verbreiteten Entwicklungsumgebung Eclipse herausfinden beziehungsweise mit welchen Tools sie arbeiten.
Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass unter den Eclipse-Anwendern weiterhin primär Java-Entwickler sind. 67 Prozent der Befragten machen Java als primär verwendete Programmiersprache aus. Andere Sprachen wie C++ (11 %), PHP (5 %) oder Python (4 %), die sich mit Eclipse ebenfalls bedienen lassen, fallen hier deutlich ab. Zumeist waren die Befragten mit der Entwicklung von Webanwendungen und Rich Internet Applications (29,1 %) beschäftigt, gefolgt von Server- und Middleware-Applikationen (23 %) beziehungsweise Desktop-Programmen (18,5 %).
Spring (25,2 %) und Enterprise JavaBeans (EJB) (23,4 %) bleiben für Eclipse-Entwickler die populärsten Server-Frameworks. Beide konnten sogar im Vergleich zum Vorjahr noch zulegen. Deutliche Einbußen musste dafür die OSGi-Implementierung Eclipse Equinox verzeichnen, deren Anteil von 12,3 auf 6,1 Prozent gefallen ist. Beim Einsatz der Anwendungsserver haben die Open-Source-Kandidaten Tomcat (29,3 %) und JBoss (8,2 % die Nase vorne. Zulegen konnte hier allein GlassFish, der aber immer noch hinter Jetty (ein Eclipse-Projekt) und dem Geronimo-basierten WebSphere liegt.
Die auch in der internen Eclipse-Entwicklung präferierte verteilte Versionskontrolle Git ist weiter auf dem Vormarsch. Mit 30,3 Prozent (+ 7,1 %) liegt sie nur noch knapp hinter Subversion, das mit 37,8 Prozent ein Minus von 8,2 Prozentpunkten zu verzeichnen hat. Bei den Build- und Release-Management-Umgebungen sind Maven (41,3 %) und Ant (38,3 %) weiterhin an der Spitze, obgleich beide an Anteilen verloren haben. Hier kann vor allem Jenkins deutlich zulegen, das, obgleich es mit Hudson Konkurrenz im Eclipse-Lager gibt, mit 35,2 Prozent ein Plus von 5,5 Prozentpunkten verzeichnen.
Dieses Jahr gab es mit 38,6 % eine große Anzahl deutscher Teilnehmer. Das ermöglichte der Foundation, regionale Unterschiede in den Antworten herauszuarbeiten. Auffallend ist zum Beispiel , dass 47 Prozent der Befragten keine Pläne für die Bereitstellung von Anwendungen in der Cloud hat, in Deutschland sind es gar 59,5 Prozent. Der deutsche Markt scheint sich im Vergleich zu anderen Regionen also weiterhin schwer mit Cloud Computing zu tun.
Zum ersten Mal wurde nach Erfahrungen im Umgang mit Browser-IDEs gefragt. Mit Eclipse Orion führt die Open-Source-Organisation eine eigene Umgebung ins Feld. Eine große Mehrheit (72 %) gab nun an, dass sie kein Interesse an einer solchen IDE habe oder noch mehr Informationen benötige, um sich eine Meinung darüber zu bilden. Orion spielt unter den genannten Tools übrigens gar keine Rolle
Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr einen spürbaren Rückgang in der Akzeptanz hinsichtlich des neuesten Eclipse-Releases. In den vergangenen Umfragen waren es immer rund Dreiviertel der Befragten, die die neueste Version neun Monate nach ihrem Erscheinen einsetzten. Das hat sich mit Eclipse 4.2 geändert. Dieses stellt das erste von der Eclipse Foundation präferierte Release der 4.x-Entwicklerschiene dar. Der Einsatz bei 56 Prozent und eine entsprechend häufige Verwendung der Vorgängerversion Eclipse 3.7 lassen hier aufhorchen. Ian Skerrett von der Eclipse Foundation vermutet, dass die voriges Jahr kolportierten Performanceprobleme ein Grund sein könnte, dass mehr Entwickler als früher die Finger von der aktuellen Eclipse-Version lassen würden.
In die gleiche Kerbe schlägt auch die Tatsache, dass die Zahl derer, die mit der Entwicklungsumgebung grundsätzlich zufrieden sind, zurückgegangen ist. Waren vor einem Jahr noch 90 Prozent der Umfrageteilnehmer zufrieden oder sehr zufrieden, sind es mittlerweile nur noch 81 Prozent. (ane)