Umlautdomains: Goethe bleibt Goethe

Das Registrarkonsortium Afilias setzt auf Kunden, die unter .com und .net nicht mehr und unter .de noch nicht zum Zug gekommen sind. Rund 20.000 bis 30.000 Domains unter .info seien Umlautdomains und damit potenzielle Kunden.

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Von
  • Monika Ermert

Einen genauen Starttermin will Afilias noch nicht nennen, aber noch vor Ende des Jahres sollen .info-Umlautdomains mit ä, ü und ö eingeführt werden. Das Registrarkonsortium setzt auf Kunden, die unter .com und .net nicht mehr und unter .de noch nicht zum Zug gekommen sind. Rund 20.000 bis 30.000 Domains unter .info seien Umlautdomains und damit potenzielle Kunden, meint Philipp Grabensee, Verwaltungsratsvorsitzender von Afilias. Die Entscheidung für die im Deutschen gebräuchlichen Sonderzeichen sei gefallen, weil Deutschland ein wichtiger Markt sei. Auf das ß hat man verzichtet, denn nach der Rechtschreibreform spiele es keine so große Rolle mehr. Andere europäische Zeichensätze sollen erst nach und nach hinzukommen.

Auf die Denic, die gemeinsam mit der schweizerischen Switch und der österreichischen NicAT an einer gemeinsamen Lösung mit einheitlichem Zeichensatz für die Umlaute arbeitet, hat Afilias weniger Rücksicht genommen. Denic-Vorstandsmitglied Andreas Bäß hatte beim jüngsten RIPE-Meeting einen Start nicht vor Frühjahr/Sommer kommenden Jahres in Aussicht gestellt. Die Unicode-Repräsentationen für ä, ö und ü unter .info und unter .de werden also verschieden sein. Für den Nutzer spiele das keine Rolle, versicherte Grabensee. Ein Problem kann aber dann entstehen, wenn ein Umlaut oder Sonderzeichen in verschiedenen nationalsprachlichen Zeichensätzen vorkommt.

Afilias hat derzeit Anfragen besorgter Markenrechtsinhaber zu beantworten. Sie fürchten den nächsten Ansturm von Domaingrabbern, denn eine Vorregistrierungsphase wird es nicht geben. Nach den schlechten Erfahrungen mit der ersten Sunrise-Phase hat sich Afilias dagegen entschieden. Allerdings versuche man Markeninhabern entgegenzukommen, indem die neuen Domains acht Wochen lang nicht übertragen werden dürfen. "Diese Zeit sollte ausreichen, um den Grabber abzumahnen oder ein UDRP-Verfahren anzustrengen", so Grabensee.

Direkte Ansprüche der Inhaber der umschreibenden Domain auf die echte Umlautdomain -- beispielsweise von mueller.info auf müller.info -- verneint er übrigens ebenso wie die Denic. Afilias hat sich diese Entscheidung sogar von Sprachwissenschaftlern absichern lassen. Das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim hat demnach bestätigt, dass es zwischen oe und ö keine schlichte Eins-zu-Eins-Beziehung gibt. Klar: Goethe bleibt Goethe. (Monika Ermert) / (anw)