Umweltfreundliche Rechenzentren in Schottland geplant

Nahe dem schottischen Ort Lockerbie sollen in den nächsten Jahren zwei gigantische Rechenzentren entstehen, die mit Ökostrom arbeiten und ihre Abwärme an Wohnsiedlungen weitergeben.

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Das 800-Millionen-Pfund-Projekt Peelhouses Farm.

(Bild: Lockerbie Data Centres)

Südlich des schottischen Ortes Lockerbie will die Firma Internet Villages International (IVI) unter dem Projektnamen Alba1 ein Konglomerat aus rund 20 Rechenzentren und mehreren hundert Wohnungen bauen. Der Strom für die Server soll ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammen, die Abwärme der Server und Klimaanlagen soll die nahe gelegenen Wohnhäuser beheizen. Ein ganz ähnliches Konzept verfolgt das Unternehmen Lockerbie Data Centres nördlich von Lockerbie – auch beim Projekt Peelhouses Farm ist ein enges Nebeneinander von Rechenzentren und Wohungen vorgesehen. Die Firma Lockerbie Data Centres gehört zur lokalen Bau- und Grundstücksfirma R&D Construction Group.

Weniger als 10 Kilometer südöstlich von Peelhouses Farm soll Alba 1 entstehen.

(Bild: IVI)

Alba1 soll rund 1 Milliarde britische Pfund kosten; nach eigenen Angaben hat IVI bereits 600 Millionen Pfund Kapital einwerben können – obwohl noch kein offzieller Bauantrag gestellt wurde. IVI hat aber schon einige Partner an Bord geholt: Den Netzwerkbetreiber THUS (eine Cable&Wireless-Tochter), die Planungsfirma CH2MHill, den Energieversorger ScottishPower sowie den Energieversorger Scottish and Southern Energy mit der Netzwerktochter Neos. Auch mit dem Rechenzentrumsausrüster APC hat IVI eine Vereinbarung geschlossen. Bereits 2010 sollen die Bauarbeiten auf dem etwa 250 (britische) Acres großen Gelände beginnen, bis zu 3 Millionen britische Quadratfuß an Rechenzentrumsfläche sind realisierbar – allerdings nicht in einem einzigen Gebäude.

Die Energieversorgung von Alba1 soll aus Biomasse, Wasserkraft und Windkraft erfolgen; bis zu 400 Megawatt stehen bereit. Für ein weiteres Projekt, nämlich ein aus der Energie von Meereswellen versorgtes Rechenzentrum in der Nähe von Mey an der Norspitze Schottlands, kooperiert IVI mit der in Singapur ansässigen Firma Atlantis Resources. Letztere will im Pentland Firth, der Meerenge zwischen dem schottischen Festland und den Orkney-Inseln, ein Wellenkraftwerk installieren, dessen Energie dann lokal und ohne aufwendigen Fernleitungsanschluss genutzt würde.

Das Lockerbie Data Centre scheint bereits in einer konkreteren Planungsphase angelangt, hier hat schon eine zweite öffentliche Vorstellung des Masterplans stattgefunden und die ersten Genehmigungsanfragen laufen angeblich. Außerdem sollen bereits große internationale Firmen Interesse angemeldet haben. Über Großbritannien laufen einige wichtige Seekabelverbindungen zwischen Nordamerika und Europa; das kühle Klima und die problemlose Wasserversorgung erleichtern die Kühlung von Rechenzentren. Die ländliche Lage reduziert die Wahrscheinlichkeit von Anschlägen. Der Ort Lockerbie ist durch den Bombenanschlag auf ein mit 259 Menschen besetztes Verkehrsflugzeug bekannt geworden, das 1988 dort abstürzte und auch 11 Einwohner tötete. (ciw)