Umfrage zum Homeoffice: Die meisten machen gute Erfahrungen mit der Heimarbeit

Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist der größte Pluspunkt. Auf der anderen Seite stehen Muskel- und Gelenks- sowie auch seelische Probleme.

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Allerhand Ablenkungsmöglichkeiten im Homeoffice.

(Bild: KKH)

Lesezeit: 3 Min.

61 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die ihren Bürojob schon einmal von zu Hause oder einem anderen Ort aus erledigt haben, machten damit überwiegend positive Erfahrungen, etwa 25 Prozent negative. Das ergab eine Umfrage der KKH Kaufmännische Krankenkasse unter 1002 Erwerbstätigen mit Büroarbeitsplatz, die Forsa durchgeführt hat. Der meistgenannte Pluspunkt fürs Homeoffice war die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ihn nannten 70 Prozent der Befragten.

Während es jedem Fünften mit Heim- oder mobiler Arbeit körperlich und geistig besser geht, hat sich bei ebenso vielen das Wohlbefinden verschlechtert, ergab die KKH-Umfrage weiter. Auf Platz eins der positiven Effekte sehen diejenigen, bei denen sich die heimische Büroarbeit gesundheitlich bemerkbar macht, die Stressreduktion: 34 Prozent fühlen sich dadurch weniger erschöpft beziehungsweise haben seltener das Gefühl, gestresst und ausgebrannt zu sein.

Unter den negativen Folgen stehen Rückenschmerzen und Muskelverspannungen an erster Stelle. Bei etwa jedem Dritten haben sich diese Beschwerden verschlechtert oder sind erstmals mit der mobilen Büroarbeit aufgetreten. Das entspreche auch Daten von berufstätigen KKH-Versicherten. 2021 waren bundesweit rund 18 Prozent der Krankheitsfälle Muskel-Skelett-Erkrankungen. Vor der Pandemie schwankte der Anteil noch zwischen 15 und 16 Prozent.

2021 führte die KKH 24 Prozent aller Fehltage auf Erkrankungen des Bewegungsapparates zurück. In den Jahren zuvor waren es noch rund 22 bis 23 Prozent. "Ein möglicher Grund dafür sind die Arbeitsbedingungen im Homeoffice", sagt KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick. Häufig fehlten dort ein geeigneter Schreibtisch und Bürostuhl. Das lange Sitzen in ungesunder Haltung vor dem Rechner führe zu mehr Nacken-, Schulter- und Rückenbeschwerden. Das entspricht auch Erfahrungen auf früheren Umfragen.

Jedem fünften Berufstätigen schlägt die Arbeit am heimischen Rechner laut Umfrage aufs Gemüt; bei den Betroffenen haben dadurch Beschwerden wie Niedergeschlagenheit oder gar Depressionen zugenommen. Versichertendaten zeigten laut KKH darüber hinaus eine durchschnittliche Krankheitsdauer pro Fall von mittlerweile 66,5 Tagen bei depressiven Episoden und von rund 92 Tagen bei wiederkehrenden Depressionen. Fünf Jahre zuvor waren es noch rund 53 beziehungsweise 78 Tage.

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Etwa zwei Drittel der von psychischen Erkrankungen betroffenen Berufstätigen sind Frauen. "Meistens sind es immer noch die Frauen, die sich neben ihrem Job um die Kinder und den Haushalt kümmern. Das war besonders in den Lockdownphasen belastend, als Kitas und Schulen geschlossen hatten", erklärt Judick. Auch leide die Seele von Singles im Homeoffice stärker als von Menschen, die in einer Partnerschaft leben.

Jeder vierte Befragte mit Homeoffice-Erfahrung hat das Gefühl, zu Hause noch mehr leisten zu müssen als im Büro, um im Job Präsenz zu zeigen. Befragte, die sich im Homeoffice mehr unter Leistungsdruck setzen, spüren auch häufiger negative Auswirkungen als andere. Sie leiden stärker unter Rückenschmerzen und Verspannungen (47 zu 28 Prozent), Niedergeschlagenheit und Depressionen (27 zu 18 Prozent) sowie unter Erschöpfung und dem Gefühl, ausgebrannt zu sein (32 zu 11 Prozent).

(anw)