Unmut über eTel-Übernahme durch Telekom Austria

Die österreichischen Internetprovider und alternativen Telekommunikationsanbieter befürchten eine Abschwächung des Wettbewerbs und das Scheitern der Marktöffnung.

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Eine Abschwächung des Wettbewerbs und das Scheitern der Marktöffnung befürchten die österreichischen Internetprovider und alternativen Telekommunikationsanbieter. Anlass für ihre Sorge ist die gestern angekündigte Übernahme von eTel Austria durch den Ex-Monopolisten Telekom Austria (TA). ETel ist der drittgrößte Konkurrent der TA und hat in den vergangenen Jahren selbst über 40 Konkurrenten aufgekauft. Walter Barfuß, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, hat eine genaue Prüfung der Übernahme angekündigt. Neben eTel gibt es mit Tele2UTA und UPC/Inode nur noch zwei überregional tätige alternative Anbieter für Geschäfts- und Privatkunden. Daneben ist Colt im Business-Segment aktiv.

"Ein Mitbewerber weniger für die Telekom Austria, ein Stück weniger vom Wettbewerb. Die Rechnung für diesen weiteren Schritt in Richtung Re-Monopolisierung werden letztlich die Konsumenten zu bezahlen haben", kommentiert Norbert Wieser, Präsident des Verbandes der Alternativen Telekom-Netzbetreiber (VAT). Politik und Regulierungsbehörden sollten eingreifen, "sonst enden wir in bereits überwunden geglaubten Monopolzeiten". "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein derartiger Deal die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden erhält", wird Wieser in seiner Funktion als Chef von Tele2UTA deutlicher. "Unsere Einschätzung ist, dass die geplante Akquisition aus Wettbewerbsgründen nicht genehmigt werden dürfte, da dadurch die marktbeherrschende Stellung der Telekom Austria verstärkt und die Wettbewerbsbedingungen verschlechtert werden."

"Die österreichische Breitband-Regulierungspolitik steht vor ihrem Scheitern", meint Oskar Obereder, Vorstand des Branchenverbandes Internet Service Provider Association Austria (ISPA). Bereits in den vergangenen Jahren habe die Telekom trotz Regulierung ihre Vorherrschaft am Breitbandmarkt weiter ausbauen können. Mit der eTel würde sie ihren DSL-Marktanteil auf über zwei Drittel ausbauen. Gleichzeitig sei die TA im Vorleistungsmarkt praktisch der einzige Anbieter. Die TA verweist darauf, dass eTel vor allem in Ballungszentren aktiv sei. Dort greifen viele Privatkunden auf Kabelnetze zurück. Berücksichtige man auch andere Übertragungstechnologien als DSL, läge der TA-Marktanteil bei nur 40 Prozent. Unter Einbeziehung des Mobilfunks läge auch der Sprachtelefonie-Marktanteil der TA-Gruppe unter 50 Prozent.

Der ISP Silver Server reagiert auf die Übernahme mit einem Sonderangebot: Wer von einem anderen Anbieter zu Silver Server wechselt, zahlt drei Monate keine Grundgebühr, erspart sich die Installationsgebühr und kann eine Telefonnummer kostenlos portieren. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)