Update: Grabenkrieg um MacOS-8-Lizenzen

Während einer Auftaktveranstaltung der amerikanischen MacWeek anläßlich der MacWorld Expo und selbst noch auf Apples nachmittäglicher "Technology Keynote" wurde ungewohnt schnell und scharf geschossen: Guerrino De Luca, Apples Marketing-Vize, und Power-Co

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Während einer Auftaktveranstaltung der amerikanischen MacWeek anläßlich der MacWorld Expo und selbst noch auf Apples nachmittäglicher "Technology Keynote" wurde ungewohnt schnell und scharf geschossen: Guerrino De Luca, Apples Marketing-Vize, und Power-Computing-Chef Joel Kocher lieferten sich ein heftiges Wortgefecht -- neuer Höhepunkt der schon seit längerem ausgetragenen Debatte um die Vergabe von MacOS-8-Rechten. Der Mac-Cloner ist erbost darüber, daß Apple die einst offene Haltung in puncto Lizenzen aufgegeben und bezüglich der teureren MacOS-8-Lizenzen restriktiv agiert. Kocher brachte es auf den Punkt: "Ich habe kein MacOS 8, kein CHRP-Programm und keine Arthur/G3-Zertifizierung", meinte er, ein neues Notebook hochhaltend. "Dieses Gerät ist doppelt so schnell wie jedes PC-Notebook, und wir könnten es bis Jahresende produzieren. Aber jubeln Sie nicht, Sie werden es niemals bekommen!", rief er in die applaudierende Menge. Er verlangte von Apple ein eindeutiges Statement für eine offene Plattform -- anderenfalls werde der Mac untergehen.

Guerrino De Luca entgegnete, Apple werde sich nicht durch eine zu großzügige Lizenzvergabe das Wasser abgraben. Ohne Apple gebe es keinen Mac, und ohne Mac auch keine Clones. Also sollte man sehr auf das Wohlergehen von Apple bedacht sein. Apple-Finanzchef Fred Anderson stellte zukünftige MacOS-Lizenzen sogar ganz in Frage -- solange die Lizenznehmer nur Apples Feld beackern und sich nicht darauf besinnen würden, mit der Macintosh-Plattform neue Marktsegmente zu besetzen.

Offenbar haben sich die Apple-Manager da etwas hinreißen lassen. Auf Anfrage der c't-Redaktion gab Apple Deutschland bekannt, man werde "unter keinen Umständen das Clone-Geschäft aufgeben". Das habe auch Steve Jobs bestätigt (anderslautende Gerüchte hatten dem Vorstandsmitglied unterstellt, er wolle das Lizenzgeschäft ganz aufgeben, da es Apple mehr schade als nutze). Man müsse lediglich die Bedingungen über die Lizenzierung von MacOS 8 neu aushandeln, was derzeit geschehe. "Sobald der Abschluß da ist, werden auch alle Clones mit MacOS 8 ausgeliefert werden können. Es wird ein neues Lizenzmodell angestrebt, das die Clones stärker motivieren soll, auch Marktsegmente anzugehen, in denen Apple bzw. das MacOS heute nicht stark ist", so Stefan Heimerl, Marketing-Manager bei Apple Deutschland zu c't.

Die Diskussion um Lizenzen begann, als Apple das jüngste Betriebssystem-Update nicht als System 7.7, sondern als MacOS 8 bezeichnete. Die Lizenzverträge mit den Clonern gelten derzeit aber lediglich für "System 7.x".

Die Cloner warten indes auf die neuen Bedingungen Apples. Brancheninsider vermuten, daß die Lizenznehmer in Zukunft weit mehr als die bislang üblichen 50 US-$ pro MacOS-Lizenz bezahlen müssen. Bereits vor einigen Wochen hatte Motorola, ebenfalls Hersteller von Mac-Clones, einigen Unmut über Apples Lizenz- und Zertifizierungspolitik (http://www.heise.de/newsticker/data/cm-02.06.97-000/) sowie über die Verzögerung bei der CHRP-Unterstützung geäußert.

MacOS 8 ist das bislang erfolgreichste Betriebssystem von Apple. Allein in den ersten zwei Wochen wurden in den USA 1,2 Mio. Pakete verkauft. Die deutsche Version ist für Mitte September angekündigt. (se) (cm)