Urteil über angeblichen Anonymous-Sprecher Barrett Brown vertagt

Die Urteilsverkündung im Fall des US-amerikanischen Aktivisten und Journalisten Barett Brown ist auf den 22. Januar verschoben worden. Die Anklage präsentierte so viel Material, dass ein Verhandlungstag nicht ausreichte.

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Urteil über angeblichen Anonymous-Sprecher Barrett Brown vertagt

(Bild: freebarrettbrown.org)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Barrett Brown wird beschuldigt, als "Sprecher" von Anonymous agiert zu haben. In mehreren Fällen soll er überdies als "Chefstratege" Aktionen von Anonymous koordiniert haben. Richter Sam Lindsay gab am Dienstag vor dem Bezirksgericht in Dallas beiden Seiten Gelegenheit, wichtige Zeugen aufzurufen und Belastungs- wie Entlastungsmaterial zu präsentieren. Die Chefanklägerin Candina Heath präsentierte daraufhin rund 500 Seiten mit Logs des Laptops, den Barrett Brown benutzt haben soll. Dies führte dazu, dass die eigentlich für Dienstag anberaumte Urteilsverkündung auf den 22. Januar vertagt werden musste.

Die Anklage legte als Beweismaterial ein Interview mit Barrett Brown vor, in dem dieser sich selbst als "Senior Strategist" von Anonymous bezeichnete. Sie beschrieb Barett Brown als ehemaligen Journalisten, der sich während der Zusammenarbeit mit Anonymous zu einem Revolutionär gewandelt habe. Als Zeuge der Anklage sagte nach Darstellung von Prozessbeobachtern ein FBI-Beamter aus, dass Brown eine Doppelstrategie verfolgt habe. Auf der einen Seite habe er als "Sprecher" Öffentlichkeitsarbeit für Anonymous betrieben, während er im Geheimen verdeckte revolutionäre Aktionen durchgeführt habe.

Die Verteidigung führte aus, dass Brown ein investigativ arbeitender Journalist sei, der bereits bekannte Links zu gestohlenen Daten veröffentlicht habe, um auf die Dimension des laufenden Cyberkrieges aufmerksam zu machen. Mit seiner angenommenen Rolle als Anonymous-Sprecher habe Brown seine Rolle übertrieben. Etliche Mitglieder von Anonymous hätten ihm "Großmannssucht" vorgeworfen. Im Kreuzverhör mit der Verteidigung musste der befragte FBI-Beamte zugeben, dass Brown nicht hacken könne. Als Zeugin der Verteidigung sagte die Journalistin Quinn Norton als Expertin für "Hackerkultur" aus. Sie betonte, dass Anonymous als Gruppe keine Hierarchien kenne. Innerhalb von Anonymous sei es verpönt, sich oder andere als "Sprecher" oder "Führer" auszugeben.

Der 33-jährige Barrett Brown sitzt seit zwei Jahren in Untersuchungshaft, in der er in unregelmäßigen Abständen die The Barrett Brown Review of Arts and Letters and Jail veröffentlicht. Ursprünglich drohte ihm eine Gefängnisstrafe von 105 Jahren, doch ließen die Ermittler viele Anklagepunkte fallen. Für seine auf Youtube unter Drogeneinfluss veröffentlichten Drohungen gegenüber einem Ermittlungsbeamten hatte sich Barrett Brown entschuldigt. Prozessbeobachter erwarten ein Strafmaß von zwei bis vier Jahren. Für den Fall seiner Entlassung aus der Haft hat Brown angekündigt, das "definitive Buch" über Anonymous schreiben zu wollen. (anw)