VIAs Ein-Platinen-Low-Cost-PC verfügbar

Die VIA-Plattform-Sparte VPSD verkauft ab sofort das Mainboard VIA EPIA mit direkt aufgelöteten Stromspar-Prozessoren aus der C3-Serie.

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Die VIA-Plattform-Sparte VPSD verkauft ab sofort das Mainboard VIA EPIA mit direkt aufgelöteten Stromspar-Prozessoren aus der C3-Serie. Mit diesem Produkt will VIA seinen Prozessoren, Chipsätzen und weiteren Halbleiterbauelementen zum Durchbruch im Industrie-PC-Bereich verhelfen.

Von der Ausstattung her ist VIA EPIA mit der in c't-Ausgabe 4/02 vorgestellten Eden-Plattform VE1500 identisch. Man kann jetzt allerdings zwischen zwei Prozessortypen wählen: Entweder man nimmt den (in c't getesteten) VIA Eden ESP5000 (Samuel-2-Kern, 533 MHz Taktfrequenz (4xFSB133), 1,2 Volt Betriebsspannung, 5,0/2,8 Watt maximale/typische Leistungsaufnahme), der mit einem passiven Kühler auskommt, oder man setzt auf den C3 800 MHz im EBGA-Gehäuse (Ezra-Kern, 800 MHz Taktfrequenz (6xFSB133), 1,35 Volt Betriebsspannung, 8,5/5,0 Watt maximale/typische Leistungsaufnahme), dessen Kühler in den meisten Fällen einen Lüfter benötigen dürfte.

Für die 533-MHz-Version verlangt VIA von gewerblichen Kunden 99 US-Dollar, für die 800-MHz-Version 109 US-Dollar. Deutsche Einzelstückpreise inklusive Einfuhrumsatzsteuer in Euro hat VIA bisher noch nicht genannt; auch Händler, die VIA EPIA an Privatkunden verkaufen, sind noch nicht bekannt. Interessenten können sich an die deutsche VIA-Niederlassung in Troisdorf-Oberlar wenden. Ähnliche Produkte mit C3-Prozessoren hat beispielsweise auch der ebenfalls in Deutschland vertretene taiwanische Hersteller Nexcom im Programm.

Nach den Messungen im c't-Labor eignet sich zumindest das VIA EPIA mit 533-MHz-Prozessor kaum als Desktop-Ersatz, weil es schlichtweg zu wenig Leistung bietet. Im Benchmark BAPCo SYSmark 2000 erreicht das System gerade einmal 59 Punkte, also nur wenig mehr als das zwei Jahre alte Sony-Notebook Vaio PCG-C1VE mit Transmeta Crusoe 600 MHz und deutlich weniger als ein 500-MHz-Celeron. Das dürfte zum Teil am VIA-Apollo-PLE133-Chipsatz liegen, der nur recht bescheidene Speichertransferraten erreicht, die sich die CPU auch noch mit dem eingebauten Trident-Blade-3D-Grafikchip teilen muss. Die 3D-Beschleunigung des Grafikkerns ist heutzutage fast nutzlos, weil sie für kein halbwegs aktuelles 3D-Spiel mehr ausreicht.

Schnittstellen sind dafür reichlich vorhanden: Zwar fehlt ein Floppy-Anschluss, doch stehen zwei EIDE-Kanäle, RS232- und Parallelport, PS/2-Buchsen für Tastatur und Maus, vier USB-Ports (zwei auf der ATX-Blende) sowie Sound- (AC-97-Codec VIA VT1612A) und Netzwerkanschlüsse (VIA VT1621) bereit. Außer einem anlogen Monitor kann man über eine S-Video- und eine Cinch-Buchse ein Fernsehgerät anschließen, doch ist der Treiber darauf nicht zu bildfüllender Grafikdarstellung (Overscan) in der Lage. Mit dem 533-MHz-Prozessor gelang auch die ruckelfreie DVD-Wiedergabe mit mehreren Software-Decodern nicht.

Verwirrend sind nach wie vor die Produktbezeichnungen bei VIA. Bei dem in Heft 4/02 vorgestellten Produktmuster hieß es noch, darin käme eine CPU mit Ezra-Kern zum Einsatz -- das aktuelle Datenblatt weist den 533-MHz-Typ aber als Version mit Samuel-2-Kern aus. Außerdem lässt VIA offen, welche Version des EPIA unter welchen Bedingungen ohne Lüfter auskommt -- obwohl die Pressemeldung vollmundig lüfterlosen Betrieb verspricht. Seltsam ist auch die Behauptung, der von VIA selbst definierte Mini-ITX-Formfaktor sei mit 17 x 17 cm2 "um über 30 Prozent kleiner als das bisher kleinste verfügbare Flex-ATX-Board". Da scheint VIA das Angebot seines Kunden Shuttle schlecht zu kennen: Das VIA EPIA ist lediglich um 13,1 Prozent kleiner als dessen FV25 (17 x 19,5 cm2) mit schnellerem VIA-Apollo-PN133T-Chipsatz.

Überdies hat VIA leider die Spezifikation der Spannungsversorgung bei Mini-ITX im Vergleich zum ITX-Standard geändert, der für Netzteile lediglich 5- und 12-Volt-Spannungsschienen definierte. Die von VIA verkauften Mini-ITX-Boards benötigen zusätzlich 3,3 Volt, also ein normales ATX-Netzteil, dessen meist schlechter Wirkungsgrad die Stromsparwirkung der VIA-Hardware zunichte macht und außerdem einen Lüfter im Netzteil nötig macht. Im c't-Labor genehmigte sich das 533-MHz-VIA-Eden-Testmuster zwar nur sieben Watt Leistung aus den Gleichspannungs-Schienen, das außer mit dem Mainboard noch mit Festplatten- und DVD-ROM-Laufwerk belastete ATX-Netzteil saugte insgesamt jedoch mindestens 25 Watt aus dem Netz.

Das leider wesentlich teurere Nexcom-Produkt kommt mit 5 und 12 Volt aus, optional ist dort sogar ein Adapter für ein Laptop-Netzteil mit zwischen 18 und 24 Volt Ausgangsspannung zu haben.

Momentan dürfte sich das preiswerte und anschlussfreudige VIA EPIA also nur für ganz bestimmte (Industrie-) Anwendungen wirklich gut eignen. Mit etwas mehr Leistung und einem durchdachteren Stromversorgungskonzept wäre das Produkt aber auch für preiswerte Flüster-PCs sehr interessant.

Der PC-Komponenten-Versender Alternate liefert bereits einen "Silent-PC" mit VIA C3 800 MHz und nach Firmenangaben besonders leisem Lüfter für 399 Euro (zuzüglich Versandkosten, ohne Betriebssystem). Auch darin kommt der PLE133-Chipsatz zum Einsatz, weitere Komponenten sind 128 MByte RAM, eine 20-GByte-Festplatte, ein 52X-CD-ROM-Laufwerk und eine Netzwerkkarte. Das Gerät dürfte allerdings kaum leistungsfähiger sein als das in c't 21/01 vorgestellte Vorgängermodell mit SiS630-Chipsatz (Artikel hier zum kostenpflichtigen Download verfügbar). (ciw)