"Vault 7": CIA-Informant von Wikileaks muss 40 Jahre ins Gefängnis
Fast sieben Jahre nach dem wohl schädlichsten Leak der CIA-Geschichte, wurde der Verantwortliche jetzt zu 40 Jahren Haft verurteilt. Es ging nicht nur darum.
Ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter, der Informationen zu zahlreichen Hackingwerkzeugen seines Arbeitgebers an die Enthüllungsplattform Wikileaks gegeben hat, muss für 40 Jahre ins Gefängnis. Das hat ein Gericht in New York jetzt entschieden.
Der Verurteilte namens Joshua Schulte ist 35 Jahre alt. Der Großteil der Strafe wurde für die Weitergabe interner CIA-Dokumente unter dem Codenamen "Vault 7" verhängt. Sechseinhalb Jahre der jetzt angeordneten Haft gibt es aber für Darstellungen von Kindesmissbrauch, die auf seinem Computer gefunden wurden, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Die Staatsanwaltschaft hat das Urteil begrüßt und spricht von einem "der dreistesten und abscheulichsten Spionageverbrechen der US-Geschichte".
"Schlimmster Datenverlust der CIA-Geschichte"
Im Frühjahr 2017 hatte Wikileaks begonnen, interne CIA-Dokumente zu veröffentlichen. Es handelte sich um Tipps und Werkzeuge, um zahlreiche IT-Geräte zu kompromittieren, unter anderem ließen sich damit heimlich die Kameras in smarten Fernsehgeräten aktiveren. Öffentlich wurden im Rahmen der Enthüllung auch Werkzeuge des US-Geheimdiensts, um Schadecode-Programme einsatzbereit zu machen, deren Herkunft zu verschleiern und falsche Fährten zu mutmaßlichen Hackern zu legen. Die Veröffentlichung war zwar nicht so brisant wie die Snowden-Enthüllungen, trotzdem handelt es sich um eines der wichtigsten Leaks der vergangenen Jahre. Die Staatsanwaltschaft spricht jetzt vom größten Datenverlust der CIA-Geschichte.
Laut AP hat der zuständige Richter nun eingestanden, dass man das ganze Ausmaß des Schadens nie kennen werde, "aber ich habe keinen Zweifel daran, dass er massiv war". Die Anklage spricht von "unermesslichen Schäden" für die nationale Sicherheit, die Schulte aus Rachegelüsten angerichtet habe. Der Verurteilte selbst hat sein abschließendes Rederecht dem Bericht zufolge hauptsächlich dafür genutzt, sich über die Haftbedingungen zu beklagen. Außerdem habe er kritisiert, dass ihm im Austausch für ein Schuldeingeständnis 10 Jahre Haft angeboten worden waren. Das habe er ausgeschlagen, weil er auf das Recht auf eine Berufung hätte verzichten müssen. Dass er nun viermal so lange in Haft müsse, zeige, dass es nicht um Gerechtigkeit, sondern Rache gehe.
Wie die Staatsanwaltschaft aus New York zusammenfasst, hat Schulte zwischen 2012 und 2016 als Entwickler an offensiven Cyberwerkzeugen für die CIA gearbeitet. Zwischenzeitlich habe er Administratorenrechte bekommen, die er dazu missbraucht habe, administrativen Zugriff auf ein Projekt zu bekommen, von dem er abgezogen worden war. Dafür sei er verwarnt worden. Der Verurteilte habe sich die Rechte daraufhin zurückgeholt, das ganze Archiv seiner Abteilung kopiert und versucht, seine Spuren zu verwischen. Die Daten habe er später an Wikileaks geschickt. Bei späteren Befragungen habe er gelogen, erst nach einer Durchsuchung seiner Wohnung war ihm das FBI auf die Schliche gekommen.
Mit illegal erworbenen Mobiltelefonen habe Schulte aus dem Gefängnis heraus versucht, einen "Informationskrieg" gegen die US-Regierung zu führen. Dabei soll er vorgehabt haben, weitere geheime Informationen zu CIA-Werkzeugen an Wikileaks zu geben. In einem Tagebuch habe er geschrieben, dass er "diplomatische Beziehungen zerstören, Botschaften dichtmachen und die US-Besatzung in aller Welt beenden" wolle. Auf seinem Desktop-Computer seien da bereits tausende Darstellungen von teils schlimmstem Kindesmissbrauch entdeckt worden, auch dafür wurde Schulte nun bestraft. Laut AP hat der Richter darauf verwiesen, dass der Verurteilte in Bezug auf die Missbrauchsdarstellungen keine Verteidigung hatte.
(mho)