Vektorgrafikprogramm Xara als Open Source

Die neue Version des traditionsreichen Grafikprogramms ist für Windows bereits verfügbar; Linux- und Mac-Versionen sind in Arbeit. Der Code soll unter der GPL freigegeben werden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im vergangenen Jahr überraschte der Hersteller von Xara nach drei Jahren Stillschweigen mit einer neuen Version des Klassikers unter den Vektorgrafikprogrammen. Nun plant Xara in eigenen Worten, "die Linux- Mac- und Open-Source-Welt mit drei bedeutenden Ankündigungen wachrütteln": Mit dem neuen Xara Xtreme werde man die schnellste und vielseitigste Grafiksoftware vorstellen; man wolle Linux- und Mac-Versionen davon entwickeln; und last, but not least, werde man Xara Xtreme als Open Source freigeben.

Bereits lange Zeit vor Freehand und Illustrator unterstützte die britische Software variable Transparenzen, mehrfarbige Füllungen und in Echtzeit weichgezeichnete Kanten. Lange Zeit dümpelte das Programm allerdings im Schatten von CorelDraw herum, nachdem der kanadische Softwarehersteller Corel den Exklusivvertrieb übernommen hatte. Dies sollte sich nach der Trennung von Corel im August 2001 ändern -- es dauerte dann aber doch noch einmal fast 3 Jahre, statt der angekündigten zwei Monate, bis eine neue Version fertig wurde. Mit Xara X1 hielten im vergangenen Jahr dann beispielsweise die lange vermisste Unterstützung für den CMYK-Farbraum sowie ein einfacher, voll integrierter Bitmap-Editor Einzug in das Programm. Die sowieso schon hervorragende Geschwindigkeit, mit der Xara zu Wege ging, wurde in X1 sogar noch einmal gesteigert.

Xara Xtreme soll die Geschichte des Programms nun weiterführen -- und zwar als Grafikanwendung, die in den verschiedensten Bereichen einsetzbar ist, von Fotobearbeitung, Erstellung von Geschäftsgrafiken über Illustrationsanwendungen bis hin zum Zeichnen. Details zu den Funktionen von Xara Xtreme gibt der Hersteller auf der Produktwebseite, für Windows kann man das Programm für 79 US-Dollar kaufen; eine 15-Tage-Testversion steht zum Download bereit.

Die Linux-Version des Programms mit dem Namen Xara LX ist bereits in Entwicklung, eine Version, die Xara als "work in progress" bezeichnet, gibt es zum Ausprobieren als Download. Der Hersteller erklärt ausdrücklich, es sei noch kein funktionsfähiges Zeichenprogramm, es diene bislang lediglich zur Demonstration, woran man arbeite. Die Mac-Version steckt dagegen noch in den allerersten Anfängen: Man habe eine Codebasis, die auf WXWidgets aufsetze, die in C++ geschrieben sei und auch auf Mac OS X funktionieren sollte, meint Xara. Da man aber zu wenig Mac-Entwickler und -Tester habe, suche man noch Programmierer. Das erste Ziel sei, eine Version zu schaffen, die der Linux-Version entspreche.

Anscheinend nach Fertigstellung der Linux- und Mac-Versionen will Xara das Programm dann unter der GNU General Public License (GPL) als Open Source veröffentlichen. "Wir gehen dahin, wohin Adobe und Microsoft nicht gehen können", gibt sich Charles Moir, CEO von Xara, selbstbewusst. Und er feuert auch in seinen Lobeshymnen auf die neue Software-Version gleich einige Breitseiten auf die Konkurrenz ab: "Es macht Adobe und das neue Microsoft-Produkt zur Schnecke." Adobe habe seit 10 Jahren versucht, auch nur annähernd an Xaras Performance heranzukommen und habe es nicht geschafft. "Und Microsoft wird das auch nicht schaffe, das garantiere ich", erklärte Moir. (jk)