Verbraucherschutzministerin will Verfallsdaten fĂĽr Bilder durchsetzen
Geht es nach Ilse Aigner, soll eine Softwarelösung Nutzern künftig ein Rechtemanagement über Online-Bilder ermöglichen. Neben grundsätzlichen Erwägungen aber, welche Art des Vergessens oder der nachträglichen Beeinflussung von veröffentlichten Informationen in der digitalen Gesellschaft denn überhaupt angemessen ist, gibt es auch technische Probleme.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) möchte dafür sorgen, dass Bilder im Internet mit einem Verfallsdatum versehen werden können. Bei einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu Verbraucheranforderungen an das Internet stellte am heutigen Dienstag der Saarbrücker Informatiker Michael Backes seine kostenpflichtige Softwarelösung X-Pire vor. Mit dieser sollen Nutzer künftig ein Rechtemanagement über von ihnen im Internet verbreitete Bilder durchführen und Bilder mit Verfallsdaten ausrüsten. Backes sagte, die Software X-Pire, derzeit im Beta-Stadium, werde voraussichtlich in der kommenden Woche fertiggestellt. X-Pire besteht aus einer Verschlüsselungsroutine für Bilder. Ein kostenpflichtiges Add-on für den Browser Firefox kann die Bilder anhand eines von einem "vertrauenswürdigen Server" herunterladbaren Schlüssels dekodieren.
Ob dieser auch als "digitaler Radiergummi" bezeichnete Weg erfolgversprechend ist, ist allerdings zweifelhaft. Neben grundsätzlichen Erwägungen, welche Art des Vergessens oder der nachträglichen Beeinflussung von veröffentlichten Informationen in der digitalen Gesellschaft denn überhaupt angemessen ist, treten auch konkrete technische Probleme auf. Die Anforderungen an die Technikkompetenz der Nutzer sind relativ hoch, eine Garantie für ein tatsächliches Verschwinden der Bilder wollen auch die Saarbrücker Forscher nicht geben: Ein einfacher Screenshot durch einen Betrachter überwindet die Ergebnisse der Verschlüsselungsorgie. Die geplante Kostenpflichtigkeit der Software dürfte potenzielle Nutzer zudem abschrecken.
In einem Interview mit dem Tagesspiegel kündigte Michael Backes zwei Bezahlmodelle an: eine Flatrate für 10 Euro pro Monat, oder nutzungs- bzw. bildbasiert. 20 bis 30 Bilder sollten dann ebenfalls 10 Euro kosten. Anders sei die kommerzielle Entwicklung von Software an Universitäten nicht finanzierbar, meinte Backes.
Technisch vergleichbare Ansätze selbstzerstörender Informationen haben sich in der Praxis bislang nicht durchsetzen können und sind bereits in Vergessenheit geraten – ob unlesbar werdende E-Mails oder mittels bestimmter chemischer Zusammensetzung sich selbst zerstörende Datenträger.
Die Veranstaltung des Verbraucherministeriums unter dem Titel "Verbraucher im Netz" sollte sich überdies mit einer Vielzahl grundlegender Fragestellungen des Verbraucherschutzes im Netz auseinandersetzen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die sich im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam, aber nicht immer glücklich mit dem Thema Datenschutz im Internet auseinandersetzte, musste die Veranstaltung jedoch vorzeitig verlassen: dringende Dioxin-Eier-Termine.
Siehe dazu auch den Kommentar auf heise Security:
(jk)