Verdi empört: Kyndryl kündigt Tarifvereinbarung in Deutschland

Der IT-Infrastrukturspezialist Kyndryl hat die Tarifvereinbarung in Deutschland gekündigt. Das Unternehmen disqualifiziere sich als Arbeitgeber, sagt Verdi.

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(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Die IBM-Abspaltung Kyndryl hat ihre Tarifvereinbarung in Deutschland zum Ende des Jahres aufgekündigt, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Betroffen seien demnach die deutschen Konzerngesellschaften Kyndryl Deutschland GmbH, Kyndryl Aviation Industrie Services GmbH und Kyndryl Deutschland Business & Technology Services GmbH. Aufgekündigt wurden laut Verdi dabei gleich mehrere Tarifverträge, etwa zu Entgelt, allgemeinen Beschäftigungsbedingungen und Arbeitszeit.

"Mit dieser Entscheidung tritt Kyndryl die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Füßen", kommentierte Christoph Schmitz-Dethlefsen vom Verdi-Bundesvorstand die Entscheidung des Unternehmens. Kyndryl disqualifiziere sich damit als Arbeitgeber in einer Branche, die dringend auf Fachkräfte angewiesen sei, sagte er. Ver.di biete aber weiterhin Gespräche an. Nach Darstellung Verdis habe Kyndryl bei den Tarifverhandlungen für 2024 "eine Sicherung der Reallöhne" verweigert.

Ein Kyndryl-Sprecher bestätigte den Schritt und erklärte gegenüber der iX-Redaktion: "Wir haben im Laufe monatelanger Gespräche mit Verdi intensiv daran gearbeitet, zu einer Einigung zu kommen. Unabhängig von der Existenz einer tariflichen Regelung bieten wir unseren Mitarbeitern hervorragende Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen. Wir sind für einen weiteren Dialog mit Verdi offen."

Der IT-Infrastrukturspezialist Kyndryl hat den Angaben nach in Deutschland rund 700 Angestellte. Betroffen seien von der Aufkündigung laut Verdi faktisch alle Mitarbeiter, abgesehen von den Leitungspositionen. Der Arbeitgeber habe bisher die tarifvertraglichen Regelungen auf sämtliche Beschäftigte angewendet, ohne nach Mitgliedschaft zu differenzieren, erklärte eine Gewerksschaftssprecherin auf Anfrage der iX-Redaktion. Kyndryl wollte sich in dieser Frage nicht äußern.

IBM hatte seine Infrastruktursparte unter dem Namen Kyndryl 2021 abgespalten und als Unternehmen an die Börse gebracht. Rund 90.000 Angestellte in über 60 Ländern wechselten dabei zu Kyndryl. Die Infrastruktursparte war damals einer der umsatzstärksten Bereiche des Konzerns, Big Blue wollte sich aber stärker auf sein Cloud-Geschäft konzentrieren. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Kyndryl in Deutschland laut Schätzungen der Marktanalysten von Lünendonk & Hossenfelder rund 700 Millionen Euro umgesetzt.

(axk)