Verlust bei Intershop jagt den Aktienkurs nach unten

Obwohl die Umsatzzahlen kontinuierlich wachsen, schließt das E-Business-Unternehmen das dritte Quartal mit einem Verlust von fast zehn Millionen Euro ab. Auch das Gesamtjahr wird im Minus bleiben.

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Auf der Intershop Open in New York gaben die beiden Firmenmitbegründer Stephan Schambach (CEO) und Wilfried Beeck (Finanzchef) – beide angetan mit schwarzen T-Shirts mit dem neuen, roten Logo – am gestrigen Dienstag die endgültigen Zahlen für das dritte Quartal der Jenaer E-Commerce-Schmiede Intershop bekannt. Vor einer Schar von Finanzexperten und Analysten konnten sie zwar eine Steigerung der Umsatzerlöse gegenüber den Umsätzen in der Vorjahresperiode um 235 Prozent auf 35,2 Millionen Euro verkünden. Doch während das Softwarehaus zwischen März und Mai Gewinne einfahren konnte, wiesen die Zahlen im dritten Quartal ins Minus. Der Nettoverlust lag bei 9,8 Millionen Euro, deutlich höher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, als die roten Zahlen bei 3,4 Millionen Euro betrugen.

Schambach zeigte sich zwar "sehr erfreut über die positive Umsatzentwicklung im Quartal, besonders über das Umsatzwachstum durch unser Flaggschiff Enfinity." Beeck betonte, dass es zum elften Mal in Folge gelungen sei, den Umsatz gegenüber dem Vorquartal zu steigern. Die zur Fragestunde geladenen Analysten zeigten sich allerdings wenig begeistert über die Verluste, und die Investoren an der Börse reagierten prompt: Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte am Neuen Markt in Frankfurt am gestrigen Dienstag um 20 Prozent ins Minus und pendelte sich kurz vor Handelsschluss bei 52 Euro ein.

Beeck übte sich in Schadensbegrenzung und versuchte den Verlust mit der Akquisition der Firmen Owis und Subotnic sowie der sieben Millionen Euro teuren Werbekampagne zu erklären, mit der Intershop die Börseneinführung an der US-Hightechbörse Nasdaq im September begleitete. Angesichts des noch geringen Bekanntheitsgrad der deutschen Firma jenseits des Atlantiks fragte ein Analyst allerdings sofort nach, ob nicht weitere Werbemaßnahmen in den nächsten Monaten nötig seien. Laut Schambach sei die Kampagne allerdings "außerordentlich" gewesen und würde in der nächsten Zeit nicht wiederholt werden. Weitere TV-Spots in den USA schloss der 30-Jährige allerdings nicht aus.

Dass die Softwarefirma, die sich momentan vor allem auf den B2B-Sektor (Business-to-Business) konzentriert, in den Dot.com-Strudel hineingerissen wird, dementierten die Intershop-Manager. Startups machten nur 10 Prozent des Umsatzes aus, erläuterte Beeck. Unter den neu gewonnen 281 Kunden befänden sich Konzerne wie Bertelsmann, die Otto-Gruppe, Time Warner oder Shell; die Enterprise-Lösung Enfinity sorge für die meisten Einnahmen.

Trotzdem ist der Druck auf Intershop groß, nach Jahren des Verlusts endlich Gewinne in einer Jahresbilanz auszuweisen. 2000 wird das allerdings nicht der Fall sein, blickte Beeck in die nahe Zukunft. Im vierten Quartal erwarte das Unternehmen Umsatzerlöse zwischen 40 und 50 Millionen Euro, wegen der jüngsten Akquisitionen werde das Gesamtjahr allerdings im Minus bleiben.

Wann die Einverleibung der Berliner Firma Subotnic, die an einem System fürs Content -Management arbeitete, allerdings zum Zeitpunkt des Aufkaufs im August noch kein Produkt aufzuweisen hatte, zur Einbettung von neuen Funktionen in Enfinity führen wird, wollte Schambach nicht sagen. "Im Gegensatz zu anderen Firmen kündigen wir keine Vaporware an", erläuterte er mit einem Seitenhieb auf den Konkurrenten Microsoft. Ob das die Investoren langfristig zu schätzen wissen, ist allerdings die Frage. (Stefan Krempl) / (jk)