Jitsi: Videokonferenz-Dienst missbraucht, ab jetzt gilt die Accountpflicht

Online-Meetings mit Jitsi gibt es ab jetzt nur noch, wenn sich der Ersteller mit einem Account einloggt. Die Anonymität war ein großes Argument für den Dienst.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Wer über die Website des Videokonferenzanbieters Jitsi meet.jit.si eine Konferenz starten möchte, muss sich ab sofort mit einem Account anmelden. Bisher war es ein Alleinstellungsmerkmal des Dienstes, dass das nicht nötig war – Meetings konnten über das Webangebot des Herstellers von jedermann initiiert werden.

Allerdings bietet Jitsi selbst keine Kontoverwaltung an. Stattdessen müssen sich die Nutzer entweder über einen Google-, GitHub- oder Facebook-Account verifizieren. In Zukunft will man diese Liste aber erweitern. Über die Gründe für den Accountzwang bleibt Jitsi jedoch nebulös: Seit Anfang des Jahres hätten das Team vermehrt Berichte über eine nicht tolerierbare Nutzung des Dienstes erreicht. "Um es klar zu sagen: Es ging nicht nur darum, dass einige Leute einfach Dinge gesagt haben, die anderen nicht gefallen." Mehr Details verrät der Blogpost nicht. Ohne den nun eingeführten Authentifizierungsschritt hätte man meet.jit.si aber nicht weiter betreiben können.

Konkret heißt das, dass der Jitsi-Hauptentwickler 8x8 nun aufzeichnet, welche Accounts welche Meeting-Räume angelegt haben. Video- und Audioinhalte wolle – und könne – man aber weiterhin nicht aufzeichnen oder speichern. Wer sich mit dem Accountzwang des frei zugänglichen Jitsi nicht anfreunden kann, hat weiterhin die Möglichkeit, Jitsi Meet selbst zu hosten.

Wie das Unternehmen selbst erklärt, war der Dienst Jitsi 2013 mit dem Ziel gestartet, eine Meeting-Software mit "so wenig Reibung und so viel Privatsphäre wie möglich" anzubieten. Konferenzen konnte man so eröffnen, ohne sie im Voraus planen oder sich mit einem Konto anmelden zu müssen. Das habe die Existenz des Projekts in einem vermeintlich gesättigten Tool-Markt überhaupt erst gerechtfertigt. Der Schritt zur Account-Pflicht ist nun zumindest teilweise eine Abkehr von diesem niedrigschwelligen Ansatz.

(jvo)