Viel zu weit entfernt: Überraschender Ring um Zwergplanet Quaoar gefunden

20 Jahre nach der Entdeckung des Himmelskörpers Quaoar wurde bei dem nun ein Ring gefunden. Der ist weiter entfernt, als es laut Theorien möglich sein sollte.

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Künstlerische Darstellung von Quaoar und seinem Ring, links der kleine Mond Weywot

(Bild: Work performed by ATG under contract for ESA)

Lesezeit: 3 Min.

Mit dem Weltraumteleskop Cheops der ESA und anderen Observatorien haben Forscher einen Ring um den Zwergplaneten Quaoar entdeckt, der den Theorien zur Entstehung planetarischer Ringe widerspricht. Das hat die Europäische Weltraumagentur bekannt gemacht. Gefunden wurde der Ring bei einer Reihe von Sternverdunkelungen – sogenannten Okkultationen – in den Jahren 2018 und 2021. Wie das für die Entdeckung verantwortliche Forschungsteam erläutert, ist der Ring so weit von Quaoar entfernt, dass er eigentlich innerhalb von Jahrzehnten in einen kleinen Mond zusammenstürzen sollte. Warum das hier aber nicht passiert sei, sei ein Rätsel.

Quaoar ist ein sogenanntes transneptunisches Objekt in unserem Sonnensystem und von der Sonne ungefähr so weit entfernt wie der Pluto. Mit einem Durchmesser von etwa 1000 km ist er aber deutlich kleiner als der einstmals neunte Planet des Sonnensystems. Entdeckt wurde er 2002 und seine Erforschung wird durch die Distanz erschwert. Sternverdunkelungen, also Passagen des Objekts vor einem Stern, sind deshalb besonders wertvolle Ereignisse, aus denen sich viele Daten ableiten lassen. Lange waren die verfügbaren Daten aber nicht genau genug, um solche Okkultationen korrekt vorherzusagen. Das habe sich vor allem dank der bahnbrechenden Gaia-Mission verändert, die die Position von Sternen mit "verblüffender Genauigkeit" ermittle, schreibt die ESA.

Wie das Forschungsteam ergänzt, wurde mit dem eigentlich für die Jagd nach Exoplaneten ausgelegten Weltraumteleskop Cheops bereits versucht, eine Sternverdunkelung von Pluto zu beobachten. Weil die Vorhersage dafür aber nicht genau genug gewesen sei, war das nicht erfolgreich. Bei Quaoar habe es dann geklappt und dann gleich die Überraschung zutage gefördert. Beobachtet habe man demnach kleinere Verdunkelungen vor und nach dem eigentlichen Durchgang des Himmelskörpers vor den fernen Sternen. Nach mehreren Kampagnen sei man sicher gewesen, dass es sich tatsächlich um die Spur eines Rings handelt. Der ist zwar nicht der erste um einen Zwergplaneten, dafür stellt er das Forschungsteam aber vor ein Rätsel.

So legt die sogenannte Roche-Grenze für einen Himmelskörper eigentlich fest, bis zu welcher Grenze ein Ring um ihn existieren kann. Weiter außen sollten Ringe rasch zusammenklumpen und einen Satelliten bilden. Warum das bei Quaoar nicht der Fall ist, sei unklar. Erste Analysen deuten demnach darauf hin, dass die extrem niedrigen Temperaturen am Rand des Sonnensystems dafür sorgen, dass die eisigen Partikel nicht aneinander kleben bleiben. Das müsse aber weiter untersucht und die Theorien angepasst werden. Die Forschungsarbeit zur Entdeckung der Ringe ist im Fachmagazin Nature erschienen. Das Weltraumteleskop Cheops kann sich inzwischen mit der Suche nach und der Erforschung von Exoplaneten wieder seinen eigentlichen Aufgaben widmen.

(mho)