Viele Auszubildende in den MINT-Berufen

Die Ausbildungsbeteiligung ist besonders in den MINT-Berufen hoch. Unter den Top Ten liegen gleich mehrere Berufe aus dieser Branche – nicht ohne Grund.

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Eine Symbiose aus Laptop und Buch, aus dem Symbole fliegen

Eigene Fachkräfte bilden Unternehmen vermehrt in noch jungen Berufsbildern aus.

(Bild: Black Jack/Shutterstock.com)

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Unternehmen setzen bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels auf eigene Ausbildung. In den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sowie Berufen, die für die Digitalisierung und den ökologischen Wandel wichtig sind, gibt es im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten besonders viele neue Auszubildende. Das ergibt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Die Softwareentwicklung mit den Ausbildungsberufen Fachinformatiker und mathematisch-technischer Softwareentwickler führt dabei die Top-Ten-Berufe mit den meisten neuen Azubis an. "Im vergangenen Jahr kamen auf 100 Softwareentwickler 33 (32,7) Ausbildungsanfänger, mehr als in allen anderen Berufen", teilt das IW mit. Im Durchschnitt der betrachteten Ausbildungsberufe seien es 4,2 neue Azubis pro 100 Beschäftigen gewesen.

Auch sei es nicht schwer, die Ausbildungsstellen in der Softwareentwicklung zu besetzen, erklärt das Institut, es gebe viele Bewerberinnen und Bewerber. So lag die Quote der unbesetzten Ausbildungsplätze in der Softwareentwicklung bei 7,7 Prozent. In der Informatik fingen zwar mit 11,3 neuen Azubis pro 100 Beschäftigten weniger Menschen eine Ausbildung an, doch kann dieser Berufszweig mit einer besseren Stellenbelegung punkten: Unbesetzt blieben dort nur 5,9 Prozent der Ausbildungsplätze. Auch kommen in der Informatik 70 Arbeitslose auf 100 offene Jobs. In der Softwareentwicklung sind es 131, der Mittelwert beläuft sich auf 85,2 Arbeitslose auf 100 offene Stellen.

Viele Berufsbilder der in der Ausbildung besonders aktiven Unternehmen gibt es erst seit den 1990er-Jahren.

(Bild: Institut der deutschen Wirtschaft)

Das IW führt in seinem Bericht mehrere mögliche Gründe für die hohe Ausbildungsbeteiligung an. Etwa sei bekannt, dass viele Personen nach Abschluss der Ausbildung das Unternehmen wechseln. Weiter führt das IW den demografischen Wandel und die absehbare Welle der in Ruhestand gehenden Fachkräfte an. Bei vielen untersuchten Berufen sei dies allerdings eher unwahrscheinlich, da die Berufsbilder erst rund 30 Jahre jung sind. Auch eine Ausbildung über Bedarf für eine günstige Schließung der Personallücke hält das IW für unwahrscheinlich: Die Tätigkeit der Azubis rentiere sich erst mit der Übernahme, da die Ausbildungskosten die Produktivität ausglichen.

Vielmehr spreche die Datenlage dafür, dass Arbeitgeber eine positive Marktentwicklung erwarten und mögliche weitere Arbeitsplätze mit selbst ausgebildeten Fachkräften besetzen möchten. Die meisten der Top Ten verzeichneten von 2014 bis 2023 einen überdurchschnittlichen Beschäftigungsanstieg. Hier tat sich wieder das Feld der Softwareentwicklung hervor: Die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Softwareentwickler verdoppelte sich auf knapp 23.000. Auch bei der Veranstaltungstechnik – ebenfalls in den Top Ten – gab es einen großen Anstieg von 82 Prozent. Hinzu komme, dass in neun der zehn Berufe Fachkräftemangel herrsche.

"Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die überdurchschnittliche Ausbildung in bestimmten Ausbildungsberufen auf die Deckung des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs abzielt", schlussfolgert das IW. "Unternehmen nutzen die Ausbildung somit vorrangig als Instrument zur Fachkräftesicherung. Die Berufe, die gemessen an der Beschäftigtenzahl besonders viel ausbilden, bieten nach der Ausbildung gute Beschäftigungsperspektiven – sowohl in der historischen Betrachtung als auch angesichts aktueller Fachkräfteengpässe."

Die Auswertung basiert auf der IW-Fachkräftedatenbank 2024, Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit, der IAB-Stellenerhebung und der Berufsausbildung-Statistik. Betrachtet wurden die 139 Berufsgattungen, die durchschnittlich mindestens 10.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigten zwischen Juli 2022 und Juni 2023 verzeichneten.

(are)